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Lexus UX 300e

 

Erster Lexus-Stromer

Mit dem UX 300e hat in Kürze auch Lexus das erste rein elektrisch angetriebene Auto im Angebot. Doch trotz der 15-jährigen Erfahrung mit der Elektrifizierung von Hybridmodellen hapert es noch ein wenig bei der richtigen Spannung für das E-Auto

 

Von Wolfgang Schäffer

Für Holger Nelsbach, Geschäftsführer Lexus Deutschland, ist es zwar der Schritt in ein neues Zeitalter, gleichwohl aber auch „die Weiterentwicklung unserer Strategie, die Autos zu elektrifizieren“. Bevor Lexus aber das angestrebte Ziel von „Lexus Electrified“ tatsächlich mit einer neuen Plattform für E-Fahrzeuge und Plug-In-Hybride in die Tat umsetzt, rollt das erste E-Auto der Marke in einer bekannte Optik auf die Straße. Als Basis dient der UX, von dem Lexus seit der Markteinführung Anfang 2019 bereits 2.500 Einheiten verkauft hat.

Rein äußerlich also nichts neues beim UX 300e, der wie seine Baureihengeschwister als kompaktes SUV mit leicht abfallendem Dach in der Gattung Crossover einzuordnen ist. Beim Antrieb haben sich die Lexus-Entwickler für einen 150 kW (204 PS) starken Elektromotor entschieden. Der bezieht seine Energie aus einer ebenfalls neu entwickelten 54-kWh-Hochleistungsbatterie. Die liegt wie üblich bei E-Mobilen im Fahrzeugboden und ermöglicht lauft Lexus eine Reichweite von 400 Kilometern (NEFZ), was je Bereifung und Ausstattung einer Reichweite von 305 bis 315 Kilometern im WLTP-Zyklus entspricht. Ausdrücklich betont Lexus, der Antriebsstrangs sei gerade auch für den Stadtverkehr ausgelegt und biete eine natürliche und direkte Beschleunigung. Auf den ersten 100 Testkilometern durch kleine Ortschaften, über Landstraßen und auch kurze Autobahnabschnitte zeigte der UX 300e jedoch gerade beim Antritt schon das eine oder andere Problem. Dass auf feuchter oder gar nasser Straße aufgrund des Drehmoments von 300 Newtonmetern (Nm) die ausschließlich angetriebenen Vorderräder nicht so richtig Bodenhaftung habe ist noch verständlich. Doch die gelbe Signallampe für das Eingreifen des ESP flackert auch auf trockenem Untergrund erstaunlich schnell und oft auf. Da muss der rechte Fuß schon zurückhaltend eingesetzt werden, um das zu vermeiden. Unterwegs mit dem Lexus-Stromer aber kommt zunächst einmal generell Freude auf. Das Fahrwerk ist auf Komfort getrimmt, so dass der Wagen geschmeidig schlechten Fahrbahnstücke passiert. Kurven können durchaus noch recht flott genommen werden. Hier macht sich der tiefe Schwerpunkt des Autos positiv bemerkbar. Und auch die Lenkung gibt ausreichende Rückmeldung. Wirklich klasse ist die Geräuschdämmung. Aufgrund der leisen Arbeitsgeräusche eines E-Fahrzeugs machen sich Luftverwirbelungen an der Karosserie oder Spritzwasser in den Radhäusern deutlich mehr bemerkbar als bei Autos mit Verbrennern unter der Haube. Hier hat Lexus mit zusätzlichen Dämmmaßnahmen Abhilfe geschaffen, wird damit den Premiumanspruch gerecht.

Das gilt hingegen nicht für die technische Lösung, die Rekuperation zu steuern. Solange der Fahrer das mit den Schaltwippen am Lenkrad löst, ist alles einfach und problemlos. Doch soll das das Verzögern mit dem Schalten auf die Fahrstufe B beispielsweise beim Durchfahren von Ortschaften weiter verstärkt werden, tut sich ein Problem auf. Denn um anschließend wieder zurück auf den D-Modus zu kommen, ist unausweichlich der Umweg über die Stellung N notwendig. Das direkte Umschalten zwischen D und B ist nicht möglich. Diese Lösung ist schlichtweg nicht gut und geht besser.

Eine weitere Irritation tauchte bei der Testfahrt nach einem etwa sieben Kilometer langen Autobahnteilstück unter Volllast (laut Tacho Tempo 170/offiziell wird die Höchstgeschwindigkeit mit 160 Kilometern pro Stunden angegeben) auf. Direkt nach der Abfahrt hatte der UX 300e kaum noch Leistung. Der Grund dafür war im Instrumententräger abzulesen: „EV-System überhitzt. Verringerte Leistung“ war dort zu lesen. Leider kein Einzelfall, denn von dieser reduzierter Leistung waren gleich drei Autos betroffen. Die Erklärung von Lexus: „Wenn viele Verbraucher eingeschaltet sind und dann noch die E-Maschine unter Vollast arbeiten muss, reduziert das System automatisch zum Schutz und der längeren Haltbarkeit der Batterie die Leistung. Werden Verbraucher abgeschaltet oder das Tempo gedrosselt, steht wieder die normale Leistung zur Verfügung.“ Dieser Schutzmechanismus wird also auch zum Marktstart im Frühjahr Bestand haben.

An der Ladekapazität von maximal 50 kW wird sich bis dahin ebenfalls nichts ändern. 50 Minuten soll es in diesem Fall dauern, bis ein komplett leer gefahrener Akku an der Schnellladesäule wieder bis zu 80 Prozent geladen ist. Mit den mitgelieferten Ladekabeln zur Nutzung an der Haushaltssteckdose (Schuko/24 Stunden) oder entweder der eigenen Wallbox oder öffentlicher Ladepunkte (Typ2/Mennekes/jeweils etwas mehr als acht Stunden) kann der UX 300e mit Wechselstrom geladen werden. Die neue Full-Service-Lösung „Lexus Charging Network“ gewährt Zugang zum größten Ladenetzwerk Europas mit etwa 160.000 öffentlichen Ladepunkten. Die Steuerung erfolgt dabei über die Smartphone-App „Lexus Link“. In der App finden Nutzer die nächstgelegene Lademöglichkeit, können vorab die Verfügbarkeit, die Ladegeschwindigkeit und den Preis pro Kilowattstunde (kWh) überprüfen. Der Ladevorgang selbst wird ebenfalls direkt über die Lexus Link App oder über eine RFID-Karte gestartet und abgerechnet. Die Zahlung erfolgt monatlich per Rechnung und das grenzüberschreitend.

Apropos Batterie – deren Zellen werden nicht mit Wasser, sondern mit Luft gekühlt. Und für die kalte Jahreszeit hat Lexus jedes einzelne Batteriemodul mit einem Heizelement versehen. Dadurch werden die klimatischen Auswirkungen auf die Reichweite minimiert und die volle Batterieleistung steht laut Hersteller von Anfang an zur Verfügung. Standardmäßig gilt eine Herstellergarantie von acht Jahren (oder 160.000 Kilometer) bei einer Verschlechterung der Kapazität der Elektrobatterie-Kapazität unter 70 Prozent sowie von fünf Jahren (oder 100.000 Kilometer) auf alle Funktionsstörungen der Elektrobatterie. Zubuchbar ist eine erweiterte Garantie auf die Batterie über bis zu zehn Jahre oder eine Million Kilometer Fahrleistung. Sie deckt sämtliche Funktionsstörungen sowie Kapazitätsabfall unter 70 Prozent ab.

Ausgestattet ist der UX 300e in der Basisausstattung unter anderem mit einer Sitzheizung auf allen Plätzen, einem beheizbaren Lenkrad sowie dem Premium Navigationssystem mit 10,3-Zoll-Display, das eine Touchpad-Bedienung, drahtlose Kartenupdates und eine Smartphone-Integration per Apple CarPlay und Android Auto umfasst. Zudem bietet die e-Version des UX ein Kofferraumvolumen, das um 47 auf 367 Liter gewachsen ist.

Wer sich für einen Lexus UX 300e entscheidet, der kann erstmals bei der Marke online einen Leasingvertrag abschließen. 399 Euro ohne Anzahlung werden dann pro Monat fällig.Wer sich zum Kauf entschließt, der zahlt 47.550 Euro.

 

Veröffentlicht von
Wolfgang Schäffer

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