Prototypen im Eis
Für Ende 2023 hat Porsche den Macan als Elektromodell angekündigt. Derzeit laufen die Erprobungsfahrten. Parallel zur E-Version werden die Verbrenner aber vorerst weitergebaut. Auch deshalb wird das kompakte SUV jetzt als sportlich ausgerichtete T-Variante angeboten.
Von Wolfgang Schäffer
Zunächst aber noch ein paar Worte zum elektrisch angetriebenen Macan, dessen getarnte Prototypen in den vergangenen Wochen auf Eis und Schnee getestet wurde. Die Elektro-Variante wird sich optisch deutlich vom Verbrenner abheben. Da Porsche das Modell auf die neue Premium Platform Electric, kurz PPE, stellen wird, sind vor allem technische Parallelen zum ebenfalls 2023 geplanten Audi A6 e-tron wahrscheinlich. Zentrales Element ist ein Batteriemodul zwischen den Achsen, das im bereits von Audi gezeigten A6 e-tron concept und A6 Avant e-tron concept etwa 100 kWh Energie bereithält.
Elektro-Macan auf PPE-Plattform
MacanGenerell wird es die PPE-Modelle mit Allrad- oder Heckantrieb geben. Geplant sind Basisvarianten, die für minimalen Verbrauch und maximale Reichweite optimiert sind. Hier sorgt ein E-Motor auf der Hinterachse für den Vortrieb. Ob das auch bei Porsche so sein wird oder – wie beim jetzigen Macan – immer Allradantrieb vorgesehen ist, bleibt abzuwarten. Die beiden Elektromotoren des Audi A6 e-tron concept mobilisieren jedenfalls eine Gesamtleistung von 350 kW (476 PS) und ein Drehmoment von 800 Newtonmeter. Klar dürfte sein, dass Porsche als Performance-Marke noch ein wenig mehr Leistung für den Macan zur Verfügung stellen wird.
800-Volt-Ladetechnik
Herzstück der Antriebstechnik aller künftigen PPE-Modelle wird die 800-Volt-Ladetechnik sein. Diese Technologie erlaubt Ladezeiten, die sich einem klassischen Tankstopp bei Verbrenner-getriebenen Automobilen annähern. Gerade einmal zehn Minuten sollen ausreichen, um Antriebsenergie für mehr als 300 Kilometer Fahrstrecke an Bord zu nehmen. Und auch bei der Fahrwerksabstimmung – so ist unter der Hand zu erfahren – werden die Porsche-Techniker alles daran setzen, den hohen Maßstab der Sportwagenschmied an alle ihre Fahrzeuge beim E-Macan ebenfalls zu erfüllen.
Erstmals ein Porsche-Viertürer als T-Modell
Jetzt aber zieht zunächst die Bezeichnung T erstmals auch in eine Baureihe der viertürigen Porsche-Modelle ein. Dem kompakten SUV Macan wird die Ehre zuteil, in die sportlichen Touring-Fußstapfen von 911 oder 718 zu treten.
Technische Daten des Porsche Macan T
Auch als T misst der Porsche Macan wie seine Modellbrüder 4,73 Meter in der Länge und 1,93 Meter (2,10 Meter mit Außenspiegeln) in der Breite. Da der T serienmäßig eine um 15 Millimeter tiefer gelegte Karosserie hat, kommt er auf eine Höhe von 1,61 Meter. Der Radstand beträgt 2,81 Meter. Das Leergewicht liegt wie bei der Macan-Basisversion bei 1.865 Kilogramm, das zulässige Gesamtgewicht bei 2.510 Kilogramm. Auch Anhänge- und Stütz- und Dachlast sind mit zwei Tonnen beziehungsweise 80 und 75 Kilogramm identisch. Zum Einsatz kommt beim T der Zweiliter-Vierzylinder mit 195 kW (265 PS) und 400 Newtonmetern. Übertragen wird die Kraft des Triebwerks mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe auf beide Achsen.
Sportliches Fahrerlebnis mit dem Macan T
Soweit die wichtigsten technischen Details. Das wirklich interessante an dieser Macan-Variante aber ist das Fahrerlebnis. Und das ist tatsächlich überragend. So bringt der Macan T im Vergleich zum S oder auch GTS mit dem schwereren 2,9-Liter-V6-Biturbo schon einmal 58,8 Kilogramm weniger Gewicht auf die Vorderachse. Allein das führt dazu, dass sich der T überaus agil um die Ecken bewegen lässt. Das aber hat er ja mit der Basisversion gemeinsam. Für den Macan T haben sich die Fahrwerksexperten jedoch noch einmal mächtig ins Zeug gelegt. „Bei der Aufgabenstellung, das ohnehin schon richtig gut abgestimmte Fahrwerk speziell für den T und dessen sportlichere Ausrichtung neu zu kalibrieren, geht jedem Kollegen das Herz auf“, sagt Matthias Rank, Fachreferent Karosserie für die Macan-Baureihe. Und so wurden dem SUV steifere Stabilisatoren an der Vorderachse verpasst, um das Wankverhalten weiter zu reduzieren und das Einlenkverhalten noch eine Spur direkter zu gestalten. Zudem ist der Macan T anders als die Basisversion mit einem Stahlfahrwerk sowie dem aktiven Porsche-Fahrwerksmanagement (PASM) ausgestattet. Damit einher geht eine Tieferlegung der Karosserie um 15 Millimeter. Wem das noch nicht genug ist, der kann exklusiv beim Macan T die Luftfederung ordern. Dann rückt die Karosserie um weitere zehn Millimeter näher an die Straße und auch an der Hinterachse sind steifere Stabilisatoren verbaut.
Hecklastiger Allradantrieb des Porsche Macan T
Für das Touring-Modell haben die Techniker außerdem den Allradantrieb ein klein wenig modifiziert und mehr hecklastig ausgelegt. Die Kombination all dieser Maßnahmen und die 20-Zoll-Räder mit vorne 265/45er- und hinten 295/40er-Reifen sorgt für eine spürbare Steigerung der Performance. Der Macan T wieselt mit einer unglaublichen Leichtigkeit in der vorgegebene Spur um enge Serpentinen, wie die durchaus ambitionierte Hatz hinauf auf den legendären Col de Turini unter Beweis stellt. Das SUV reagiert wunderbar direkt auf die kleinste Lenkbewegung, von der Straße kommt sofort eine klare Rückmeldung. Das harte Verzögern vor den jeweiligen Richtungswechseln absolviert die Anlage mit Vierkolben-Alu-Monobloc-Festsattelbremsen vorn und Kombi-Faustsattelbremsen hinten trotz hoher Belastung ohne Abstriche mit Bravour. Die innenbelüfteten Brauguss-Bremsscheiben haben vorne einen Durchmesser von 350, hinten von 330 Millimetern. Beim Beschleunigen aus den Kurven heraus zeigt sich, dass die Leistung des Triebwerks absolut ausreicht, um den Macan T mit mächtig Dampf anzuschieben. Bei Bedarf kann dabei über das serienmäßige Sport Chrono Paket mit dem Mode-Schalter (Normal, Sport, Sport Plus und Individual) auch der Sport Response Button gedrückt werden. Der bereitet Motor und Getriebe auf maximales Ansprechverhalten vor, schließt das Wastegate des Turboladers, der dann deutlich schneller Ladedruck aufbaut.
Der Motor des Porsche Macan T spricht spontan an
Der Motor spricht spontaner an und erreicht so schneller seine maximale Leistung. Gleichzeitig wechselt das PDK in ein spezielles Schaltkennfeld, so dass alle Gänge höher ausgedreht werden. Der Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 gelingt laut Porsche übrigens in 6,2 Sekunden (4,8 sind es beim S, 4,5 beim GTS), in der Spitze werden 232 Kilometer pro Stunde (259/272 bei S oder GTS) angegeben. Der WLTP-Verbrauch liegt bei 10,7 Liter. Ein Wert, der beim sportlichen Aufstieg zum Col de Turini aber locker um fast drei Liter übertroffen wurde. Nach der ruhigeren Abfahrt und dem gelassenen Dahinrollen auf der geschwindigkeitslimitierten Autobahn zeigte der Bordcomputer dann 12,2 Liter an.
Optische Unterschiede des Porsche Macan T
Optisch unterscheidet sich der Macan T vor allem mit in Achatgraumetallic lackierten Elementen an Front, Flanke und Heck sowie in Hochglanzschwarz lackierten Sportendrohren von den Konzernbrüdern. Innen hat Porsche dem ersten viertürigen Touring beheizbare und elektrisch verstellbare Achtwege-Sportsitze, das beheizbare GT-Multifunktions-Sportlenkrad sowie die Chrono-Stoppuhr mit auf den Weg gegeben. Obligatorisch ist das voll vernetzte Communication Management (PCM) mit einem 10,9 Zoll großen Touchscreen und Online-Navigation. Das alles gibt es zu einem Preis ab 69.462 Euro und damit etwa 5.000 Euro mehr als die Einstiegsversion des Macan, aber eben auch um die 4.000 Euro günstiger als der Macan S.