Ein Hauch von Offroad
Die Bezeichnung Kombi mag Porsche für Fahrzeuge aus dem eigenen Haus eigentlich überhaupt nicht. Shooting Brake hört sich da viel sportlicher an. Das war schon beim Panamera Sport Turismo so. Beim neuen Taycan Cross Turismo, dem zweiten Vertreter der elektrisch angetriebenen Baureihe, ist das nicht anders.
Von Wolfgang Schäffer
Eines ist sicher – ein Offroader ist die neue Karosserievariante des Porsche Taycan trotz der Bezeichnung Cross Turismo nun wirklich nicht. Dennoch hat sich der elektrisch angetriebene Shooting-Brake das Cross im Namen verdient. Denn der unbefestigte Weg zum Parkplatz, um zur Wander- oder Radtour aufzubrechen, der lässt sich aufgrund einer im Vergleich zum Sportcoupé zwei Zentimeter höheren Bodenfreiheit ohne großes Kopfzerbrechen in Angriff nehmen. Wer sich für das Offroad-Design-Paket entscheidet, der hat sogar drei Zentimeter mehr Spielraum.
Robusteres Design
In Länge (4,98 Meter) und Breite (1,96 Meter) unterscheiden sich die beiden Karosserieversionen des Taycan so gut wie gar nicht. Anders sieht es mit der Höhe aus. Der Cross Turismo ist mit 1,41 Metern drei Zentimeter höher als die 2019 eingeführte Sportlimousine. Die leicht abfallenden Dachlinie zieht sich weit nach hinten und geht dort in einen feststehenden Spoiler über. Die darunter liegende Heckklappe steht sehr aufrecht. Das wiederum lässt die Schultern optisch extrem breit wirken. Betont wird der muskulöse Auftritt zusätzlich noch mit Kunststoffblenden an den Radhäusern. Entsprechende Planken an den Seitenschwellern sowie ein Unterfahrschutz vorne und hinten (samt Diffusor in Lamellendesign) unterstreichen die robustere Auslegung dieses Modells.
Über die volle Breite des Hecks zieht sich ein schmales, von innen beleuchtetes Band. Darin sitzt der Porsche-Schriftzug aus dreidimensional geformten Glasbuchstaben. Die Front indessen wird geprägt vom Cross Turismo-spezifischen Bugunterteil. Beim Taycan Turbo S Cross Turismo ist der Einleger serienmäßig in Carbon ausgeführt. Die Einleger der anderen Modelle sind in Brilliantsilber lackiert.
Mehr Kopffreiheit im Fond
Innen unterscheidet sich der Cross Turismo im vorderen Bereich so gut wie gar nicht von der Taycan Limousine. Einzig der Gravel-Schalter, um das Fahrprogramm für die Fahrt auf Schotterwegen oder verschlammten Strecken anzuwählen, fällt auf. Damit wird nicht nur das Fahrzeugniveau angehoben, sondern auch Fahrwerkssysteme, Fahrpedalkennlinie und Hinterachsgetriebe passen sich den neuen Gegebenheiten an. Den Passagieren im Fond stehen aufgrund der geänderten Dachlinie 47 Millimeter mehr Kopffreiheit als in der Limousine zur Verfügung. Durch die große Heckklappe lässt sich der hintere Kofferraum des Cross Turismo gut nutzen. Schon die Öffnung fällt mit 776 Millimetern wesentlich breiter und mit 538 Millimetern deutlich höher aus als bei der Limousine (445 beziehungsweise 325 Millimeter). Insgesamt fasst der hintere Kofferraum abhängig von der Ausstattung bis zu 446 Liter. Bei der Limousine sind es 407 Liter. Mit umgeklappten Rücksitzlehnen – teilbar im Verhältnis 60:40 – wächst der Stauraum auf bis zu 1.212 Liter. Hinzu kommt noch das vordere Abteil, der Frunk, mit 84 Litern. Trennnetz, Taschenhaken und Spannbänder sind Bestandteil des optionalen Ablagepakets.
Vier Derivate zur Wahl
Vom Start weg stehen vier Derivate des Taycan Cross Turismo zur Verfügung. Die Performance-Batterie Plus mit einer Gesamtkapazität von 93,4 kWh ist generell serienmäßig an Bord. Einstiegsmodell ist der Taycan 4 Cross Turismo mit einer Leistung von 280 kW (380 PS) sowie einer Overboost-Leistung bei Launch Control 350 kW (476 PS). Damit gelingt der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 in 5,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 220 Kilometer pro Stunde. Die Reichweite soll bis zu 456 Kilometer betragen. Der Taycan 4S Cross Turismo kommt auf 360 kW (490 PS) mit einer Overboost-Leistung von 420 kW (571 PS). Exakt eine Sekunde schneller wird die Marke 100 passiert, in der Spitze sind es 20 Kilometer pro Stunde mehr. Die Reichweite ist mit bis zu 452 Kilometern nur unwesentlich geringer. Nächste Stufe ist der Taycan Turbo mit 460 kW (625 PS/Overboost-Leistung 500 kW/680 PS). Der Standardsprint gelingt in 3,3 Sekunden, bei Tempo 250 ist Schluss die maximale Reichweite beträgt 452 Kilometer. Top-Modell ist der Turbo S mit 460 kW (625 PS). Mit der Launch Control sind es 560 kW (761 PS) und der Cross Turismo schießt in 2,9 Sekunden auf Tempo 100. In der Spitze schafft auch der Turbo S 250 Kilometer pro Stunde, kommt aber nur auf eine Reichweite von bis zu 419 Kilometern. Alle Taycan Cross Turismo-Modelle besitzen zwei E-Maschinen an Vorder- und Hinterachse, verfügen also serienmäßig über Allradantrieb.
Verbrauch hält sich in Grenzen
Wir waren auf unser Testfahrt über etwa 250 Kilometer mit dem Turbo unterwegs. Obwohl auf der Autobahn – wenn machbar und damit auf etwa 30 Kilometern – die volle Leistung abgerufen wurde, es auf der Landstraße zum einen oder anderen sehr flotten Überholvorgang kam und ansonsten der Taycan Cross Turismo ruhig dahinrollte, zeigte der Bordcomputer abschließend 28,1 kWh an. Das kann sich mehr als sehen lassen.
Die Batterie mit einer Kapazität von 93,4 kWh sitzt wie üblich im Unterboden. Zu Hause können Taycan Cross Turismo-Fahrer ihr Fahrzeug serienmäßig mit bis zu elf kW mit Wechselstrom (AC) aufladen. Als Sonderausstattung ist ein On-Board-Ladegerät mit 22 kW erhältlich. Damit lässt sich die Batterie etwa doppelt so schnell aufladen wie mit dem serienmäßigen Elf-kW-Wechselstrom-Ladegerät. Unterwegs ist der Akku mit Gleichstrom (DC) und damit besonders schnell zu laden. Porsche verspricht, dass so in etwa fünf Minuten Energie für bis zu 100 Kilometer nachgeladen ist. Die Ladezeit für fünf bis 80 Prozent beträgt unter idealen Bedingungen 22:30 Minuten an einer 800-Volt-Ladesäule, die maximale Ladeleistung bis zu 270 kW.
Cross Turismo zeigt Trekking-Fähigkeiten
Auf Landstraße oder Autobahn fährt sich der Taycan Cross Turismo so wie die Limousine. Der Wagen – generell mit einer Dreikammer-Luftfederung bestückt – liegt bestens in der Hand, reagiert sehr direkt auf alle Lenkanweisungen und lässt hohe Kurvengeschwindigkeiten zu. Antritt und Durchzug sind geradezu brachial. Und nicht nur das. In einem Steinbruch stellte der Wagen recht eindrucksvoll unter Beweis, dass die Trekking-Optik kein leeres Versprechen ist. Schlammpassagen meisterte der Cross Turismo ebenso locker wie steinige Anstiege oder Gefällstrecken. Wie wertvoll das von der ersten Sekunde an zur Verfügung stehende hohe Drehmoment ist, zeigte sich beim Anfahren auf steilen Schotterwegen. Und aufgrund der direkt reagierenden Lenkung bereiteten auch enge Kurven auf dem unwegsamen Gelände keinerlei Probleme.
Porsche wäre nicht Porsche, wenn der Klang des Autos nicht berücksichtigt würde. Der Porsche Electric Sport Sound, Option beim 4 und 4S, vermittelt sportliche Emotionen. Der Fahrer kann den Electric Sport Sound durch Wahl des Fahrmodus „Sport Plus“ direkt im Drive-Menü des Porsche Communication Management (PCM) oder über die konfigurierbaren Tasten aktivieren und deaktivieren.
Preiseinstieg bei 93.635 Euro
Der Taycan Cross Turismo kommt im Sommer auf den Markt. Die Preise starten bei 93.635 Euro. Das sind 1.500 Euro mehr als die Limousine. In Verbindung mit dem Panorama-Festglasdach ist auch eine Dachreling optional erhältlich, die die Montage zum Beispiel der neuen Performance-Dachbox ermöglicht.
Heckträger für zwei Fahrräder
Für die Cross Turismo-Version des Taycan hat Porsche zudem einen Heckträger für zwei Fahrräder entwickelt. Die Heckklappe lässt sich auch in beladenem Zustand öffnen. Wegen der langen Radschienen und der hohen Nutzlast von 50 Kilogramm ist das System auch für E-Bikes mit langem Radstand nutzbar. Passend dazu gibt es zwei neue, gemeinsam mit Rotwild entwickelte hochwertige E-Bikes. eBike Sport und eBike Cross haben einen Carbon-Rahmen – drei Größen lieferbar -, eine elektronische Shimano-Schaltung sowie den neuen Shimano-Mittelmotor. Die Preise für die Räder liegen bei knapp unter 8.000 beziehungsweisse knapp unter 10.000 Euro.