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Porsche Taycan 4S

Einsteiger mit 530 PS

Sechs Wochen Produktionsstillstand, Probefahrten aufgrund des Lockdowns unmöglich – und dennoch ist Porsche mit dem Taycan weiter auf Kurs. Das Ziel von 20.000 produzierten Einheiten bleibt bestehen. Inzwischen können Kunden außer dem Turbo S und dem Turbo mit dem 4S auch das so genannte Basismodell ordern.

Von Wolfgang Schäffer

USA und China sind für Porsche (http://www.porsche.de) wie für die SUV und den Panamera auch für den Taycan die wichtigsten Märkte. Doch die Verkaufszahlen des Elektro-Modells in Deutschland können sich durchaus sehen lassen. In den ersten acht Monaten des Jahres wurden 1.642 Taycan neu zugelassen, fast 650 mehr als von der Panamera-Limousine. Jeder zehnte in Deutschland verkaufte Porsche ist inzwischen ein reiner Stromer.

Der 4S könnte den Anteil jetzt weiter erhöhen. Sprecher Mayk Wienkötter geht davon aus, dass das Einstiegsmodell in Zukunft 50 Prozent des Umsatzes ausmachen wird. Allein der Preis dürfte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Mit knapp 105.000 Euro liegt der 4S um fast 45.000 Euro unter dem Preis der Turbo und gar um fast 80.000 Euro.

Ja, gut, natürlich gibt es Leistungsunterschiede. Das Spitzenmodell wartet immerhin mit 761 PS auf, der Turbo noch mit 680 PS. Doch die 530 PS des 4S zeigen schon auf dem Papier, dass diese Variante alles andere als ein Schwächling ist. Zwar sind im direkten Vergleich die Unterschiede drei Leistungsversionen naturgemäß zu spüren. Das jedoch vermutlich nur deshalb, weil dazu die Teststrecke des Porsche Werks in Leipzig zur Verfügung stand, die Elektro-Vertreter des Sportwagenherstellers dabei ihre Kräfte voll entfalten konnten. Allein der Full-Speed-Start mit der Launch Control dürfte auf öffentlichen Straßen kaum möglich sein. Die schier unendliche Kraft von 1.050 Newtonmeter (Nm) katapultieren den Turbo S dann derart brachial nach vorn, dass nur der Rückhalt der Kopfstütze vor einem anschließenden Besuch beim Chiropraktiker schützt. 2,8 Sekunden dauert der Spurt aus dem Stand auf Tempo 100. Obwohl der Turbo mit 850 und der 4S mit 640 Nm im Vergleich dazu deutlich weniger Kraft auf die Straße bringen, ist der Antritt mit 3,2 beziehungsweise vier Sekunden für den Standardsprint noch immer so, dass er gefahrlos lediglich auf abgesperrtem Gelände durchgezogen werden sollte. Spürbar indessen ist das Leistungsgefälle bei diesem Härtetest schon. Ebenso auf einer recht langen Geraden, wo Turbo und Turbo S dem 4S ein klein wenig davon laufen. In der Endgeschwindigkeit beträgt die Differenz des Basismodells zu den beiden stärkeren Brüdern lediglich zehn Kilometer pro Stunde – 250 statt 260 Kilometer pro Stunde.

Unterwegs auf Landstraße oder Autobahn aber reduzieren sich die Unterschiede gefühlt auf ein Minimum. Es ist schlichtweg so viel Power vorhanden, dass kaum spürbar ist, welche Leistungsstufe des Taycan gerade gefahren wird. Das gilt auch für das Fahrwerk. Der Taycan fährt tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes wie auf Schienen. Geradeauslauf, Einlenkverhalten und Kurvenperformance des um die 2,2 Tonnen schweren E-Autos sind schlichtweg klasse.

Ausgerüstet ist der 4S mit einer 79,2 Kilowattstunden (kWh) starken Lithium-Batterie. Die ist anders als bei den anderen zwei Modellen mit 93,4 kWh nicht auf Performance, sondern vornehmlich auf Reichweite ausgelegt. Zwei permanent erregte Synchronmaschinen an Vorder- und Hinterachse sowie ein Zweigang-Getriebe an der Hinterachse bilden bei allen Versionen die Antriebsarchitektur. Beim Taycan 4S aber baut die Synchronmaschine an der Hinterachse mit einer aktiven Länge von 130 Millimetern 80 Millimeter kürzer als die entsprechende Antriebskomponente von Taycan Turbo S und Taycan Turbo. Die Reichweiten werden im WLTP-Zyklus für den 4S mit 407, für den Turbo mit 450 und für den Turbo S mit 412 Kilometern angegeben. Häufige Launch-Control-Starts, wirklich schnelle Runden auf der Teststrecke oder auch voller Leistungsabruf auf der Autobahn reduzieren die Reichweite aber drastisch. Das jedoch ist bekanntlich bei Verbrennermotoren keinesfalls anders.

Damit sind wir beim Thema Laden. Wie bei allen E-Fahrzeugen helfen auch im Taycan Apps und Navigationssystem bei der Suche nach entsprechenden Stationen. Der Akku des 4S kann bis zu 225 Kilowattstunden (kW) vertragen. Stehen die zur Verfügung, ist die Batterie in in etwa 22 Minuten wieder zu 80 Prozent voll. An einer 50 kW-Säule dauert es gut 90 Minuten. Und wer im eigenen Haus eine Wallbox mit lediglich elf kW montiert hat, der muss sich auf acht Stunden einstellen, ehe die 80 Prozent wieder erreicht sind.

Neu eingeführt hat Porsche eine Plug & Charge-Funktion. Sie soll unterwegs bequemes Laden und Bezahlen ohne Karte oder App ermöglichen. Sobald das Ladekabel eingesteckt ist, kommuniziert der Taycan verschlüsselt mit der Plug & Charge-fähigen Ladestation. In der Folge starten Lade- und Bezahlvorgang automatisch.

Weitere Neuerungen sind flexibel online buchbare Fahrzeugfunktionen. Kunden können wählen, ob sie die jeweilige Funktion für ihren Taycan kaufen oder als Monatsabo zubuchen wollen. Letzteres enthält drei Testmonate. Nach einer Registrierung, der Auswahl der gewünschten Funktionen im Porsche Connect Store und bei entsprechender Konnektivität sendet das Porsche Backend über das Mobilfunknetz ein Datenpaket an den Taycan. Über das Porsche Communication Management (PCM) wird der Fahrer über dessen Verfügbarkeit informiert. Die Aktivierung dauert wenige Minuten. Nach erfolgreicher Aktivierung erscheint einmalig ein Hinweis im Zentraldisplay. Vier Funktionen sind zum Kauf verfügbar, drei davon auch im Monats-Abonnement. Die aktive Spurführung hält das Fahrzeug mit kontinuierlichen Lenkeingriffe mittig im Fahrstreifen – auch in Stausituationen. InnoDrive passt die Geschwindigkeit selbstständig an die kommenden Gegebenheiten, wie beispielsweise Tempolimits, Kurven, Kreisverkehre, Vorfahrt-Gewähren- und Stopp-Schilder an. Beide Funktionen kosten jeweils 19,50 Euro pro Monat oder je 808,10 Euro als Kaufoption.

Der Porsche Intelligent Range Manager (PIRM) agiert bei aktivierter Routenführung im Hintergrund und optimiert alle Systemparameter für die kürzeste Reisezeit bei maximalem Komfort. Hierfür sind monatlich 10,72 Euro oder einmalig 398,69 Euro fällig.

Die Servolenkung Plus arbeitet geschwindigkeitsabhängig. Bei hohen Geschwindigkeiten reagiert sie direkt und präzise, bei niedrigen mit einer stärkeren Lenkunterstützung. Diese Function on Demand kostet einmalig 320,71 Euro. Sie ist nicht als Monatsoption erhältlich.

Generell optional erhältlich sind jetzt ein farbiges Head-Up-Display und ein On-Board-Ladegerät mit einer Ladeleistung von bis zu 22 kW. Die adaptive Luftfederung verfügt künftig über eine Smart-Lift-Funktion.

Wer sich allerdings in der langen Liste der Taycan Optionen bedient, der hat schnell nochmal zwischen 30.000 und 40.000 Euro mehr auf der Rechnung.

 

 

 

 

Veröffentlicht von
Wolfgang Schäffer

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