Elektro-Luxus-SUV
Platz für sechs Personen, zwei Innenraumversionen, Allradantrieb – das Luxus-SUV EL8 ist das neue Flaggschiff der chinesischen Marke Nio.
Von Wolfgang Schäffer
Mit einer Länge von 5,01 Metern, einer Breite von 2,20 Metern (inklusive Außenspiegel) und einer Höhe von 1,75 Metern ist das knapp 2,6 Tonnen schwere SUV eine stattliche Erscheinung. Doch wenn’s ums Fahren geht, fühlt sich der neue Nio keinesfalls so riesig an. Selbst durch relativ enge Gassen lässt sich der EL8 problemlos steuern. Auf Landstraße oder Autobahn indessen strahlt der Wagen große Souveränität aus. Das liegt zum einen am Radstand von 3,01 Metern und am auf Komfort getrimmten Fahrwerk.
Sattes Leistungsangebot
Auf der anderen Seite aber ist es das satte Leistungsangebot des über beide Achsen angetriebenen SUV. Vorn ist ein Permanentmagnet-Motor mit 180 kW (245 PS), hinten eine 300 kW (408 PS) starke Induktionsmaschine mit einem laut Nio weltweit ersten dualen Dreiphasen-Wechselrichter verbaut. Der soll zu einer verbesserten Spitzenleistung beitragen. Mit der Gesamtleistung von 480 kW (643 PS) sowie einem Drehmoment von 850 Newtonmetern beschleunigt der EL8 laut Datenblatt in 4,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 Kilometern pro Stunde.
Verbrauch nicht wirklich niedrig
Beides haben wir während unserer ersten Testfahrt mit dem EL8 und der Long Range Batterie über insgesamt knapp 100 Kilometer nicht ausprobiert. Stattdessen führte uns die Tour durch kleinere Orte mit engen Passagen sowie über Landstraßen mit höchstens Tempo 70 und einige Autobahnabschnitte mit einer Geschwindigkeit von maximal 150 Kilometern pro Stunde unterwegs. Unterm Strich haben wir dabei einen Verbrauch von 23,8 kWh ermittelt. Nicht wenig, aber bei einem Fahrzeug dieser Größe und Karosserieform durchaus noch im Rahmen.
Zwei Batteriegrößen zur Auswahl
Die Energie für die Motoren wird wahlweise entweder in Batterien mit einer Kapazität von 73,5 kWh (Standard) oder 90 kWh (Long Range/beides netto) gespeichert. Wobei Nio davon ausgeht, dass überwiegend der große Akku geordert wird. Während der On-Board-Lader wie auch bei den anderen Nio-Modellen nur elf kW leistet, liegt die Ladeleistung an DC-Ladestationen bei der Standard-Version bei maximal 140 kW, bei der Long-Range-Variante bei bis zu 240 kW. Letzteres allerdings nur, wenn die Ladesäulen eine Stromstärke von mehr als 500 Ampere hat. Ansonsten liegt die Ladeleistung bei 184 kW.
Fünf Minuten an der Swap-Station
Die Ladedauer von zehn auf 80 Prozent wird mit 30 beziehungsweise 24 Minuten angegeben. Noch schneller geht es an den so genannten Swap-Stationen von Nio. Hier wird der komplette Akku in gerade einmal fünf Minuten vollautomatisch gewechselt. 17 dieser Stationen gibt es inzwischen in Deutschland. Die maximale Reichweite mit dem großen Akku gibt Nio im WLTP-Zyklus mit 510 Kilometern an. Mit der kleineren Batterie sollen 390 Kilometer möglich sein. Die Verbrauchswerte nach dem WLTP-Modus gibt Nio mit 23,1 beziehungsweise 22,3 kWh für die 100 Kilometer Distanz an.
Fahrwerk auf Komfort ausgerichtet
Bei der Abstimmung des Fahrwerks lag das Hauptaugenmerk – wie bereits angedeutet – eindeutig auf Komfort. Über Abschnitte mit heftigem Kopfsteinpflaster, stark ramponierte Fahrbahnoberflächen oder Querrillen rollt der EL8, ohne dass Stöße oder Schläge im Innenraum zu spüren sind. Die Gründe dafür erklärt ein Nio-Sprecher. Das Fahrwerk ist mit einer Zweikammer-Luftfederung und einer so genannten Continuos Damping Control (CDC) ausgerüstet. Letztere passe die Dämpfungskräfte der Stoßdämpfer in Echtzeit an.
Luftfederung unterstreicht Premium-Anspruch
Die Luftfederung reduziere zudem die Neigung des Fahrzeugs um 25 Prozent beim Beschleunigen und um 40 Prozent beim Bremsen. Ein ebenfalls verbauter Hydraulic Rebound Stop (HRS) absorbiere die von Schlaglöchern und schlechten Straßenbelägen verursachte Energie und leite sie ab. Hier wird der Wagen, für den es 20 bis 22 Zoll große Räder gibt, seinem Premium-Anspruch also mehr als gerecht.
Zwei Versionen für zweite Sitzreihe
Das gilt ebenfalls für Ausstattung und Platzangebot des Passagierabteils, das in zwei Ausführungen verfügbar ist. Sie unterscheiden sich in der Anordnung der zweiten Sitzreihe. Entweder es gibt einen schmalen Mittelgang zur dritten Sitzreihe, 14-fach verstellbare Rücksitze und breite Armlehnen. Wer dagegen die besonders umfangreich bestückte Executive Edition wählt, bekommt eine Mittelkonsole zwischen den zwölffach verstellbaren Ottoman-Liegesitzen der zweiten Sitzreihe, sowie eine Hot-Stone-Massage-Funktion für die erste und zweite Sitzreihe. Hier genügt ein Knopfdruck, um die Liegesitze in die entsprechende Position zu fahren.
Bequeme Sitze vorne und hinten
Ebenfalls per Knopfdruck sind die beiden Sitze der zweiten Reihe nach vorne zu verschieben, um dann relativ bequem in die dritte Reihe zu gelangen. Wie die beiden Sessel davor sind wie auch die hinteren Plätze mit einem Isofix-Befestigungssystem ausgerüstet. Die Lehnen lassen sich stufenlos in der Neigung verstellen. Vorne reisen Fahrer und Beifahrer auf überaus bequemen Sitzen, die zudem guten Halt bieten.
Komplette Ausstattung
Generell hat Nio den EL8 ziemlich komplett ausgestattet. So gibt es außer einer Vielzahl von Assistenzsystemen unter anderem eine 10,2 Zoll große digitale Instrumentenanzeige, ein 12,8 Zoll großes Zentraldisplay und ein Head-up-Display mit einer Größe von 16,3 Zoll. Das hochwertige 2.300-Watt-Infotainmentsystem umfasst 23 Lautsprecher und DAB-Radio. Bluetooth und Navigation sind ebenso wie ein Vielzahl von USB-C-Anschlüssen selbstverständlich.
Elegante Optik
Optisch geben die nach vorne flach abfallende Fronthaube und das coupéartig gezeichnete Dach dem Nio EL8 einen ebenso eleganten wie dynamischen Charakter. Außerdem konnte so ein cW-Wert von 0,25 erzielt werden. Der lange Radstand sorgt für kurze Überhänge.
Typisches DNA-Gesicht
Das Gesicht des Sechssitzers trägt die typische Nio-DNA mit den extremen schmalen Tagfahrlichtern. Filigran haben die Designer auch die Rücklichter gestaltet. Die sind über ein feines Leuchtenband miteinander verbunden und verleihen dem EL8 optisch mehr Breite. Da die Karosserie oberhalb der muskulös herausgearbeiteten Radhäuser nach oben schmaler zuläuft, wird die Breite zusätzlich betont. Die flächenbündigen Fenster, in die Kotflügel integrierte Kameras, eine unauffällig in die Dachlinie integrierte Dachreling sowie versteckte Blinker vervollständigen die schicke Optik.
Bis zu 810 Liter Ladevolumen
Die Heckklappe schwingt weit nach oben. Dahinter liegt ein Ladeabteil mit einer Größe von 265 Litern, wenn alle Plätze belegt sind. Auf Knopfdruck falten sich die Sitze der dritten Reihe elektronisch zusammen, so dass dann ein Kofferraumvolumen von 810 Litern auf einer topfebenen Fläche zur Verfügung steht. Außerdem gibt es ein kleines Fach im Unterboden, in dem sich bei Bedarf das Ladekabel verstauen lässt. Die Lehnen der beiden Sessel Reihe zwei indessen lassen sich nicht vorklappen. Auf einen Frunk wird wie bei allen Nio-Modellen verzichtet. Die Anhängelast beträgt zwei Tonnen, die Stützlast 120 Kilogramm.
Preise ab 82.900 Euro
Die Preise für den Nio EL8 beginnen bei 82.900 Euro für den kleineren Akku ohne Batteriemiete. Die beträgt 169 Euro im Monat. Die Executive-Version mit dem großen Akku kostet 87.900 Euro plus 289 Euro pro Monat. Der Akku-Wechsel an den Swap Stationen ist nach wie vor nur möglich, wenn die Batterie gemietet ist, damit kein fester Bestandteil des Autos ist. Zudem gibt es individuelle Mietangeboten für komplette Fahrzeuge, auch für den EL8. Damit möchte Nio Interessierte für die Marke begeistern.