Die Sport-Version
Von Wolfgang Schäffer
Eines gleich vorweg: Die beiden Zusatzbuchstaben GT im Namen hat sich diese Variante des Kia EV6 mehr als verdient. Leistung, Fahrwerte und Ladezeiten reichen ebenso an den Porsche Taycan wie an den Audi e-tron GT heran. Beim Preis hingegen sind die deutschen Sportwagen um mehr als ein Drittel teurer.
Die technischen Daten des Kia EV6 GT
Schauen wir aber zunächst einmal auf Abmessungen und technische Daten des Kia EV6 GT. 4,70 Meter lang, 1,89 Meter breit (ohne Außenspiegel) und 1,55 Meer hoch ist die sportlichste Version des elektrisch angetriebenen Kia. Der Radstand misst 2,90 Meter, die Bodenfreiheit 15,5 Zentimeter. Das Leergewicht beträgt 2.260 Kilogramm, das zulässige Gesamtgewicht 2.610 Kilogramm. Der Kofferraum hat ein Volumen von 480 Litern, kann auf bis zu 1.260 Liter bei umgeklappten hinteren Lehnen erweitert werden. Der vordere Frunk fasst 20 Liter. Und es gibt auch eine Anhängerkupplung. 1,6 Tonnen können gezogen werden. Serienmäßig rollt der allradgetriebene EV6 GT auf 21-Zoll-Rädern, für die entsprechende Verzögerung sorgen innenbelüftete Scheibenbremsen , vorne 380 x 34, hinten 360 x 20 Millimeter. Angetrieben wird er GT von zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren. Der vordere leistet 160 kW (218 PS), der hintere 270 kW (367 PS). Das ergibt eine Gesamtleistung von 430 kW (585 PS) und ein maximales Gesamtdrehmoment von 740 Newtonmetern. Der Standardsprint auf Tempo 100 gelingt in 3,5 Sekunden, in der Spitze sind 260 Kilometer pro Stunde möglich. Die Lithium-Ionen-Polymer-Batterie hat eine Nennkapazität von 77,4 kWh. Das reicht laut Kia für eine Reichweite von 424 Kilometern.
Die Performance des Kia EV6 GT
Schon die nackten Fakten sprechen für ein hohes Maß an Sportlichkeit. In der Praxis bestätigt sich das nachdrücklich. Wir waren zwar lediglich auf dem Beifahrersitz unterwegs. Doch auch auf diesem Platz sind Kraft, Agilität und Dynamik überdeutlich spürbar. Ob beim Antritt aus dem Stand, beim Beschleunigen aus welchem Tempo auch immer, bei der Fahrt im Höchsttempo oder bei extrem schnellen Kurvenfahrten – der GT überzeugt mit einer kaum zu glaubenden Performance. Test- und Rennfahrer Alexander Kroker zählt sicherheitshalber von Drei bis auf Eins runter, damit sich der Beifahrer und dessen Magen auf den geradezu brachialen Antritt vorbereiten kann. Und dieser kraftvolle Vortrieb ist auch dann zu spüren, wenn auf einem freien Autobahnstück bei Tempo 80, 120 oder auch 160 der rechte Fuß das Beschleunigungspedal schlagartig durchdrückt. Alex demonstriert das mehrfach nacheinander, ohne dass der Kia EV6 GT die kleinste Schwäche zeigt. Erstaunlich schnell zeigt der Tacho zudem sogar die Marke 260 an. Höchstgeschwindigkeit. Der Blick auf die Verbrauchsanzeige mit den dort zu sehenden 49 kWh macht aber klar, dass die Energie der Batterie bei solcher Art der Fortbewegung relativ schnell verbraucht ist. Da unterscheiden sich Elektrofahrzeuge in keiner Weise von Verbrennern. Kia gibt den Verbrauch nach dem WLTP-Zyklus mit 20,6 kWh an. Wir gehen nach dem Blick auf den Bordcomputer vor den mehrfachen Sprint- und Vollgaspassagen von 23 bis 24 kWh aus, die der Wagen tatsächlich verbraucht – bei allerdings fast sommerlichen Außentemperaturen.
Die Fahrwerksabstimmung des Kia EV6 GT
Das hohe Maß an Sportlichkeit demonstriert der EV6 GT auch in Sachen Fahrwerksabstimmung. Es ist gut zu erkennen, dass der Kia selbst bei hohem Tempo in Kurven problemlos in der Spur bleibt, auf jeden Lenkbefehl sehr direkt reagiert. Wankbewegungen treten so gut wie gar nicht auf. Das gilt vor allem dann, wenn der GT-Modus – ansonsten gibt es noch die Wahl zwischen Eco, Normal und Sport – über einen separaten Knopf am Lenkrad aktiviert ist. Die E-Motoren, das Bremssystem, die Lenkung, das Fahrwerk, das Sperrdifferenzial und das Stabilitätsprogramm werden dann im Hinblick auf eine maximale Fahrdynamik scharf gestellt. Sogar auf dem Beifahrersitz ist deutlich zu spüren, wie der Wagen schlagartig seine Muskeln anspannt. Für zusätzliches Übersteuerungspotenzial kann sogar das Stabilitätsprogramm deaktiviert werden, um mit einem speziellen Drift-Modus ein größeren Teil der Antriebskraft an die Hinterräder zu leiten. Auf der anderen Seite lässt sich der Kia aber auch ganz brav und mit höchstem Komfort über die Straßen bewegen. Den Techniker haben hier eine extrem breite Spreizung aller Komponenten hinbekommen.
Die Ladetechnologie des Kia EV6 GT
Aufgrund der 800-Volt-Ladetechnologie kann die Lithium-Ionen-Polymer-Batterie laut Kia in etwa 18 Minuten an einer entsprechend leistungsfähigen Station von zehn auf 80 Prozent aufgeladen werden. Das sorgt für eine gewisse innere Entspannung, wenn es doch mal etwas flotter vorwärts gehen soll. Der Kia EV6 GT kann zudem als Stromquelle genutzt werden. Die integrierte Ladekontrolleinheit (Integrated Charging Control Unit, ICCU) beinhaltet eine Vehicle-to-Load-Funktion (V2L), die es ermöglicht, Strom mit einer Leistung von bis zu 3,6 kW aus der Fahrzeugbatterie zu entnehmen. Dazu wird der Ladeanschluss des Fahrzeugs durch einen einfachen Adapter in eine Steckdose verwandelt, an die sich zum Beispiel Haushaltsgeräte oder E-Bikes anschließen lassen und über die sogar andere Elektrofahrzeuge aufgeladen werden können.
Das Design des Kia EV6 GT
Das Design des GT passt richtig gut zur sportlichen Auslegung des Autos. Da ist zunächst mal das markante Frontdesign mit dem „Digitalen Tigergesicht“, wie es Kia nennt. Es beinhaltet adaptive Dual-LED-Scheinwerfer und Blinker mit einem sequenziellen Lichtmuster. Die stark strukturierte Motorhaube zieht sich sich wie eine Muschelschale seitlich bis über die muskulös ausgestellten Radhäuser. Der spezielle Frontstoßfänger des Hochleistungsmodells unterstreicht die Breite des Fahrzeugs, das dadurch optisch satt auf der Straße steht. Die Seitenansicht ist mit einer dynamischen Dachlinie und den abfallenden C-Säulen ebenso aerodynamisch wie athletisch gezeichnet. Betont wird die Performance-Ausrichtung des GT mit den 21 Zoll großen Leichtmetallfelgen, den neonfarbenen Bremssätteln sowie dem flügelartigen Dachspoiler. Das Heck wird dominiert von einem speziell gestalteten GT-Stoßfänger inklusive Diffusor sowie den LED-Rücklichtern.
Der Innenraum des Kia EV6 GT
Im Innenraum gibt es wie schon im bekannten Kia EV6 Platz satt. Vorne nehmen Fahrer und Beifahrer auf schwarzen Schalensitze mit veganen Bezügen in Wildlederoptik Platz. Die Seitenwangen geben bei sportlicher Fahrweise einen extrem guten Seitenhalt, sind zudem so geformt, dass sie nicht nur für extrem schlanke Personen bequem sind. Die Polsterung ist bestens, so dass auch die längere Strecke zu genießen ist. Metallapplikationen mit GT-Schriftzug und neonfarbene Akzente unterstreichen das dynamische Erscheinungsbild. Ein Streifenmotiv ziert das Armaturenbrett und die Mittelarmlehne vorn, die Ambientebeleuchtung in den Türverkleidungen, der Mittelkonsole und dem Armaturenbrett schafft bei Dunkelheit eine angenehme Atmosphäre. Zwei nahtlos miteinander verbundene, gewölbte12,3 Zoll große Bildschirme für das das digitale Kombiinstrument und den Touchscreen des Navigationssystems liefern alle Fahr-, Konnektivitäts- und Unterhaltungsinformationen.
Ablagen und Kofferraum des EV6 GT
Eine Vielzahl von Ablagen und ein 480 Liter fassender Gepäckraum stehen für eine hohe Alltagstauglichkeit. Werden die Sitze der zweiten Reihe umgeklappt, wächst das Volumen des Ladeabteils auf bis zu 1.260 Liter. Vorn unter der Haube befindet sich mit dem Frunk ein 20 Liter fassender Stauraum.
Zwar hat sich Kia bisher noch nicht zu Ausstattung und Preisen des erst im zweiten Halbjahr bestellbaren EV6 GT geäußert. Doch dürfte klar sein, dass der sportlichste Vertreter der Baureihe serienmäßig umfangreich bestückt ist. Wer sich für die sportliche Ausführung der Baureihe entscheidet, der wird vermutlich knapp 70.000 Euro investieren müssen. Die in Sachen Leistung vergleichbaren Modelle von Audi (e-tron GT)und Porsche (Taycan 4S) liegen jenseits von 100.000 Euro.