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Kia EV6

 

Sportliche Schwester

Große Reichweite, schnelles Laden, breite Antriebspalette, wahlweise Heck- oder Allradantrieb: Mit dem EV6 bietet Kia jetzt eine überaus attraktive Alternative auf dem Markt der elektrischen Volumenmodelle an.

Von Wolfgang Schäffer

Wie das Schwestermodell Hyundai Ioniq 5 wird auch der Kia EV6 auf der Basis der Elektroplattform E-GMP (Electric-Global Modular Platform) des koreanischen Großkonzerns produziert. Und so sticht auch der Kia mit der 800-Volt-Technik aus dem Massenmarkt hervor. Diese Elektro-Architektur, bislang außer im Hyundai lediglich im Porsche Taycan und Audi e-tron GT vorhanden, ermöglicht an entsprechend leistungsfähigen Säulen schnelles Laden. Kia gibt weniger als fünf Minuten an, um Strom für 100 Kilometer in die Batterie zu bekommen. Keine 20 Minuten soll es dauern, um den Ladestand des Akkus von zehn auf 80 Prozent zu erhöhen. Das Rekuperieren, also die Rückgewinnung von Energie beim Bremsen, lässt sich serienmäßig über Schaltwippen am Lenkrad bedienen. Sechs Einstellungen (abgeschaltet/Level 1, 2, 3/„i-Pedal“/Auto-Modus) sind möglich. Die maximale Energieausbeute wird im „i-Pedal“-Modus erzielt. Damit reduziert das Fahrzeug das Tempo bis zum Stillstand, ohne dass das Bremspedal betätigt werden muss. Vor allem im Stadtverkehr ist das äußerst hilfreich. Im Zusammenspiel mit den angebotenen Batterien, Kapazität entweder 58 oder 77,4 kWh, und den damit verbundenen mehr als ordentlichen Reichweiten zwischen 394 und 528 Kilometern nach der WLTP-Norm dürfte das selbst Elektroskeptiker zum Nachdenken bringen.

Drei unterschiedliche Motoren

Drei Motoren mit unterschiedlichen Leistungsstärken bietet Kia an. 125 kW (170 PS) sind es mit dem kleinen Akku und Heckantrieb. Wer sich für die 77,4-kWh-Batterie und Heckantrieb entscheidet, dem stehen 168 kW (229 PS), beim Allradantrieb 239 kW (325 PS) oder in Verbindung mit dem GT-Paket (kommt Ende 2022) sogar 430 kW (585 PS) zur Verfügung. Zugegeben, die tatsächlichen Verbrauchswerte hängen wie bei Verbrennern vor allem vom Einsatz des rechten Fusses ab. Und so haben wir es auf den ersten Testfahrten mit dem 239 kW starken Allradler tatsächlich geschafft, den Normverbrauch von 18 kWh mit 17,7 kWh knapp zu unterbieten. Allerdings bei einer konstanten Fahrt auf der vierspurigen Schnellstraße mit Tempo 80. Bei Tempo 100 stieg der Energiebedarf auf 18,9 kWh und bei der flotten Fahrt zwischen 130 und 150 Kilometern pro Stunde zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 24,8 kWh an. In der Spitze wird – außer beim GT-Paket – bei 185 Kilometern pro Stunde abgeregelt. Werte, mit denen es sich wirklich gut leben lässt und die keinen Vergleich mit der Konkurrenz scheuen müssen.

Drei Fahrmodi

Das gilt ebenfalls für die Performance. Je nach persönlicher Präferenz kann der Fahrer des EV6 mit der serienmäßigen „Drive Mode Select“-Funktion (bei GT-Paket Sport-Fahrmodus-Auswahl) zwischen den drei Fahrmodi „Eco“, „Normal“ und „Sport“ wählen, die sich über eine Wippe am Lenkrad einstellen lassen. Dabei werden das verfügbare Drehmoment, die Lenkung, das Stabilitätsprogramm und die energieverbrauchenden Systeme geregelt. Bei den Allradmodellen erfolgt der Hauptantrieb über die Hinterräder, die Vorderräder werden bei Bedarf zugeschaltet.

Dass Antritt und Durchzug bei E-Autos generell beeindrucken, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Der Kia hat dazu beim Handling einiges zu bieten. Bei der Abstimmung des Fahrwerks haben die Techniker deutlich spürbar eher eine sportliche als eine komfortable Ausrichtung gewählt. Und so fegt der EV6 präzise durch den abgesteckten Slalomparcours, bleibt dabei erstaunlich stabil in der vorgegebenen Spur. Abrupte Ausweichmanöver sind gleichfalls kein Problem. Zudem hat Kia dem Auto vorne und hinten innenbelüftete Scheibenbremsen spendiert, um eine beste Verzögerung zu garantieren. Auf der anderen Seite bieten die Auslegung von Federung und Dämpfung aber noch jede Menge Komfort. Schläge oder Stöße kommen – wenn überhaupt – nur milde im Innenraum an.

Jede Menge Platz

In dem können es sich Mitreisende auf allen Plätzen bequem machen. Bei einem Radstand von 2,90 Metern – der Ioniq 5 kommt auf drei Meter, der VW ID.4 auf 2,77 Meter – kommt auch auf der Rückbank nicht das geringste Gefühl von Enge auf. Der Armaturenträger wird dominiert von einem gewölbten Panoramadisplay, das den Touchscreen des Navigationssystems und als zweiten Bildschirm das volldigitale Kombiinstrument beinhaltet. Die Bedienelemente für die wichtigsten Fahrerassistenzsysteme sind ins Lenkrad integriert. Für die Regelung der Klimaanlage sowie die Lautstärke des Infotainmentsystems gibt es einen Drehknopf. Gut zu erreichen sind die Sensortasten für die Lenkradheizung sowie für die Sitzheizung vorn (serienmäßig) und die Ventilation der Vordersitze (optional).

Schwebende Mittelkonsole

Unter der scheinbar schwebenden Mittelkonsole – mit Ladeschale fürs Mobiltelefon – ist ein Stauraum, in dem sogar große Handtaschen oder kleine Rücksäcke Platz finden. Apropos Stauraum: Außer einer Vielzahl von Ablagen im Innenraum bietet das eigentliche Ladeabteil ein Volumen von 490 Litern. Werden die hinteren Lehnen im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel vorgeklappt, stehen bis zu 1.300 Liter auf einer dann nicht ganz ebenen Fläche zur Verfügung. Unter der vorderen Haube gibt es ein weiteres Staufach. Der Frunk schluckt 52 Liter, bei den Allradlern 20 Liter.

Außergewöhnliche C-Säule

In Sachen Optik unterscheidet sich der Kia dann deutlich von seinem Hyundai-Schwestermodell. Während die vordere Haube noch Ähnlichkeiten aufweist, sind die Scheinwerfer schon komplett anders gezeichnet, wirken beim Kia breiter und zur Mitte hin keilförmig. Das Dach des EV6 hat eine starke Coupéneigung, wird gestützt von einer sehr außergewöhnlich modellierten C-Säule. Die wiederum erhebt sich aus dem in der hinteren Tür ansetzten Schwung bis direkt unter den Dachspoiler und senkt sich als Rahmen der schräge stehenden Heckscheibe wieder ab. Einen zweiten kleinen Spoiler unterhalb der Heckscheibe haben die Designer als Linie für ein schwungvolles LED-Leuchtenband genutzt, das die Breite des Autos unterstreicht. Eindeutig: der Kia EV6 ist auch optisch der sportlichere und mit 4,68 Meter auch um fünf Zentimeter längere Vertreter des koreanischen Geschwisterpaars. Das unterscheidet sich zudem vom Preis. Während Hyundai 41.900 Euro als Basispreis aufruft, sind es bei Kia für den EV6 44.990 Euro. Die komplette Förderung von 9.000 Euro plus Mehrwertsteuer kann davon allerdings noch abgezogen werden.

 

Veröffentlicht von
Wolfgang Schäffer

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