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Genesis GV60

Premium – auch beim Preis

Von Wolfgang Schäffer

Eines gleich vorweg: Mit dem GV60 hat Genesis, Premiumtochter der Marke Hyundai, ein wirklich gelungenes Auto auf die Räder gestellt. Das gilt für Verbrauch, Reichweite, Ladezeiten, und Performance ebenso wie für die Ausstattung. Allerdings schlägt sich das auch im Preis nieder. Der Einstieg liegt bei 56.370 Euro. 

Zwei Allradversionen für den Genesis GV60

Anders als in einigen anderen Märkten wird der Genesis GV60 in Deutschland vorerst lediglich in den beiden Allradversionen Sport und Sport Plus angeboten. Ob und wann die Variante mit Heckantrieb nachgeschoben wird, ist derzeit noch unklar. Der Sport ist mit einem 160-kW-(218 PS)-Motor für die Hinterräder und einem Motor mit 74 kW (101 PS) für die Vorderräder bestückt und bietet eine Gesamtleistung von 234 kW (318 PS) sowie ein Drehmoment von 605 Nm. Die Reichweite wird mit 470 Kilometern im WLTP-Modus (Stadtverkehr 636 Kilometer) angegeben. Wir waren jetzt mit dem GV60 Sport Plus AWD, also dem Spitzenmodell unterwegs. Hier nennt Genesis eine Reichweite von 466 Kilometern (Stadt 621 Kilometer). Die Performance-Version verfügt über zwei Aggregate mit jeweils 160 kW (218 PS) für die Vorder- und Hinterräder mit einer Gesamtleistung von 320 kW (435 PS). Der GV60 ist 4,52 Meter lang, 1,89 Meter breit, 1,58 Meter hoch und hat einen Radstand von 2,90 Metern. Die Bodenfreiheit beträgt 16 Zentimeter. Der Wendekreis liegt bei 11,94 Metern. Das Ladeabteil hat ein Volumen von 432 Litern. Ein zusätzliches Fach, der Frunk, mit  20 Litern  liegt unter der Fronthaube.

WLTP-Verbrauch des Genesis GV60 fast zu erreichen

Die Fahrt führte durch viele kleine Orte, hinein in den Taunus mit vielen Höhenmetern und über die Autobahn. Um es vorweg zu nehmen – der von Genesis angegebene WLTP-Verbrauch von 19,1 kW für die 100 Kilometer wurde dabei mit 19,8 kW nur unwesentlich überschritten. Die Anfahrt in Richtung Feldberg ging zunächst über die Autobahn mit einem Tempo zwischen 130 und 140 Kilometern pro Stunde. In dieser Phase zeigte der Bordcomputer um die 22 kW an. Drastisch zurück auf bis zu 16 kW ging der Verbrauch anschließend, als die Route durch eine Reihe kleiner Ortschaften mit Tempobegrenzung auf 50 oder oftmals auch 30 Kilometer pro Stunde führte.

Fahrwerk des Genesis GV60 überzeugt

Wirklich überzeugend dann die Vorstellung des Genesis GV60 auf den kurvenreichen Straßen im Taunus. Das Elektroauto liegt klasse in der Hand. Der Wagen reagiert exakt auf jede noch so kleine Lenkbewegung, bleibt selbst bei wirklich schneller Kurvenfahrt problemlos in der vorgegebenen Spur. Hier zeigt sich, dass die Entwickler bei der Abstimmung des Fahrwerks der sportlichen Note eindeutig den Vorrang eingeräumt haben. Der Komfort leidet darunter aber keinesfalls. Schlechte Fahrbahnabschnitte passiert der Genesis GV60 absolut souverän. Verständlich, dass bei solcher Fahrweise mit einem aktiven rechten Fuß der Verbrauch wieder nach oben geht. Doch aufgrund der über die beiden Schaltpedals links und rechts am Lenkrad in vier Stufen wählbaren Rekuperationsstärke wird der Akku gerade auf den Bergabstücken und in den Ortsdurchfahrten wieder mit einer Menge Energie versorgt. Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase gelingt es auch, die für die jeweilige Situation passende Rekuperationsstufe zu wählen. In der stärksten Stufe mit dem i-Pedal-Drive verzögert der Genesis GV60 nämlich ziemlich heftig und bremst in den meisten Fällen schließlich bis zum Stillstand ab, ohne dass die Bremse betätigt werden muss.

Vier Fahrmodi im Genesis GV60

Außer den Schaltpedals zum Rekuperieren lassen sich über den einen Schalter auf der Mittelkonsole mit Eco, Comfort, Sport und Sport Plus noch unterschiedliche Fahrmodi ansteuern. Wir waren überwiegend im wirklich ansprechenden Comfort-Modus unterwegs. Bei der Sport-Einstellung strafft sich der Wagen spürbar, das Beschleunigungspedal reagiert noch direkter. Bei Sport Plus lässt sich ein Drift Modus aktivieren. Das weist ebenso auf die eher sportliche Ausrichtung des Genesis GV60 hin wie der Boost-Knopf am Lenkrad. Der liefert zehn Sekunden lang zusätzlich 20 kW Leistung pro Motor. Beim Auffahren auf die Autobahn zurück zum Ausgangspunkt zeigte sich dieses Plus an Performance mit einem noch vehementeren Antritt. Bei relativ wenig Verkehr konnten wir sogar fast die Höchstgeschwindigkeit von 235 Kilometern pro Stunde erreichen. Dennoch hatten wir letztendlich weniger als 20 kW auf der Verbrauchsanzeige. Das kann sich wirklich sehen lassen.

Coupéartiges Design im Genesis GV60

So wie auch das Design ansprechend ist. Die Außenhaut des GV60 ist coupéartig gezeichnet. Die vordere Haube ist ein mächtiges Panel, das sich bis über die Kotflügel zieht. Direkt über den Rückleuchten haben die Designer dem Auto am unteren Rand des Heckfensters ein Spoiler verpasst. Danach fällt das Heck steil ab. Die Griffe der groß geschnittenen Türen sind während der Fahrt in der Außenhaut versenkt.

Viel Platz und hohe Qualität im Genesis GV60

Der Innenraum bietet reichlich Platz sowohl vorne als auch auf der Rückbank. Zwar ist im Fond der Raum über den Köpfen aufgrund des flach gezogenen Dachs ein wenig eingeschränkt, doch Bein- und Kniefreiheit sind bestens. Wirklich beeindruckend ist die Qualität der eingesetzten Materialien. Das gilt sowohl für die Bezüge der Sitze, die Verkleidung der Türen oder des Armaturenträgers und die Haptik der  schick gestalteten Bedienelemente. Die Rädchen und Schalter im höhen- und längsverstellbaren Multifunktionslenkrad sind logisch angeordnet, mit dem jeweiligen Daumen leicht zu erreichen und geben beim Bedienen eine haptische Rückmeldung. Die kugelförmige Getriebesteuerung, Crystal Sphere genannt, in der scheinbar schwebenden Mittelkonsole ist eines der optischen Highlights im Passagierabteil. Ist das Fahrzeug fahrbereit, dreht sich die Kugel und das Shift-by-Wire erscheint. Dann können über das Bedienfeld die unterschiedlichen Fahrmodi, der Rückwärtsgang und der Parkmodus angesteuert werden. Wird das Fahrzeug ausgeschaltet, dreht sich Crystal Sphere mit einem Leuchteffekt wieder in den Ruhezustand. Wählen können die Kunden zwischen den drei Ausstattungslinien Premium Line, Luxury Line und Sport Line. Zudem gibt es ein Technik- sowie ein Komfortpaket.

Zusätzliche Assistenzsysteme, Infotainment-Features oder Details wie ein digitaler Außenspiegel mit kleinen und gut sichtbaren Monitoren im Inneren der Türen oder ein Glasdach sind dann verfügbar. Wirklich gelungen ist auch der flache, dafür umso breiter ausgelegte Bildschirm. In einer großen Fläche vereint er sowohl die digitale Instrumentenanzeige in 3-D-Optik als auch das Infodisplay. Der mit einem leichten Knick in der Mitte versehene Screen erstreckt sich also vom Fahrerplatz aus bis über die Mittelkonsole. Das Infodisplay ist übersichtlich und problemlos zu bedienen. Große Kacheln ermöglichen kinderleichtes Manövrieren. Klasse zudem, dass die Suche nach Ladestationen konkret unter anderem nach Anbietern oder Leistungsstärken mit dem Drehdrücksteller auf der Mittelkonsole gewählt werden kann. Zwischen Mittelkonsole und Screen liegt zudem noch eine Schalterleiste zum direkten Ansteuern von Navigation, Karte, Radio sowie zum Einstellen der Klimaautomatik. Auch eine separate Walze für Lautstärkeregelung ist vorhanden.

800-Volt-System im Genesis GV60

Ausgestattet ist der Genesis GV60 mit einer Batteriekonditionierungsfunktion, um optimale Bedingungen beim Laden zu gewährleisten. Der Akku wird nicht nur vorgeheizt, um eine bessere Leistung bei niedriger Temperatur zu gewährleisten, sondern mit der Anpassung der Temperatur soll sich auch die Ladezeit verkürzen. Wie schon Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6 ist im GV60 ein 400/800-Volt-Multi-Schnellladesystem integriert, das die vom Ladegerät gelieferten 400 auf 800 Volt erhöht. Beim Laden mit 350 kW mit der Ultra-Speed-Charging-Funktion kann der Akku in nur 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden. Stehen 50 kW zur Verfügung dauert es 73 Minuten. Und wer den GV60 an der Wallbox mit 230 Volt und drei Phasen lädt, der muss sieben Stunden und 20 Minuten kalkulieren. Außerdem wurde die Ladezeit für die Langsamladefunktion durch die Erhöhung der Ladeleistung von 7,2 kW auf elf kW verkürzt.

Wie die Konzernbrüder kann auch der GV60 mit einer V2L-Funktion (Vehicle to Load) als mobile Stromquelle verwendet werden. Die V2L-Funktion unterstützt eine Ladung von 3,6 kW, so dass beispielsweise Fahrradakkus mit Strom versorgt werden können.

Einstiegspreis des Genesis GV60 bei 56.370 Euro

Bei einem Einstiegspreis von 56.370 Euro für den Genesis GV60 Sport liegt die Innovationsprämie bei 7.500 Euro. Der Sport Plus startet bei 71.010 Euro. Mit ein paar Extras wie Technik- und Sitzpaket Komfort, Panoramaglasdach und dem Bang&Olufsen-Audiosystem kommen mehr als 80.000 Euro zusammen. Enthalten in den Preisen sind eine Fünf-Jahres-Garantie (samt Austauschfahrzeug) und eine entsprechende persönliche Betreuung.

 

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Wolfgang Schäffer

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