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Audi Q4 e-tron

Viele Pluspunkte

Von Wolfgang Schäffer

Wir haben es ja nach den Fahrten mit dem Prototypen schon geahnt. Die Serienversion des Audi Q4 e-tron hat es jetzt nachdrücklich bestätigt: der elektrische Kompakte der Marke mit den vier Ringen fährt sich richtig gut und kommt beim Verbrauch recht nahe an die WLTP-Werte heran. Dazu kommen ein sattes Platzangebot und beste Materialauswahl. So viel Pluspunkte gibt es aber nicht zum Schnäppchenpreis. Mindestens 41.900 Euro müssen Interessenten für einen Q4 e-tron einplanen. 2.000 Euro mehr kostet der Sportback. Dafür gibt es dann die Basisversion Q4 35 e-tron mit Heckantrieb, einer Leistung von 125 kW (170 PS) sowie einer Batterie mit 52 Kilowattstunden (55 kWh brutto). Alles in allem ist der Audi Q4 e-tron in zwei Karosserievarianten, drei Leistungsstufen, zwei Batteriegrößen sowie Heck- oder Allradantrieb im Angebot.

Zum Design haben wir schon anlässlich der Weltpremiere eine Menge erzählt. Deshalb nur kurz dazu: Kunden haben die Wahl zwischen der SUV-Version und dem Sportback. Beide Karosserievarianten sind 4,59 Meter lang und haben einen Radstand von 2,76 Metern. Große Räder (19 bis 21 Zoll), kurze Überhänge und eine so genannte schnelle, also relativ flach stehende A-Säule sind optische Merkmale beider Versionen des Q4 e-tron. Am Heck fallen der große Diffusor, die durchgezogene Lichtleiste und beim Sportback ein sich über den unteren Bereich des Heckfensters spannender Spoiler auf.

Platz satt

Für Passagiere und Gepäck gibt es Platz satt. Bein- und Kopffreiheit sind selbst für wirklich groß gewachsene Personen auf der Rückbank kein Thema. Und das, obwohl die Sitzposition in Reihe zwei fast sieben Zentimeter höher ist als vorne. Das ist für die dort sitzenden Mitfahrer äußerst angenehm, da der Blick nach vorn dadurch erleichtert wird. Ablagen sind reichlich vorhanden. Die Mittelkonsole integriert beispielsweise zwei Cupholder sowie ein 4,4 Liter großes Staufach mit Deckel. In allen vier Türverkleidungen gibt es Einschübe für 1,5-Liter-Flaschen, die weit oben im vorderen Bereich der Armauflage liegen und damit sehr gut erreichbar sind. Generell besticht der Q4 e-tron im Innenraum mit hoher Qualitätsanmutung. Das gilt sowohl für die Materialauswahl als auch die Verarbeitung. Mittig auf dem Armaturenträger ist das zum Platz am Steuer hin geneigte MMI touch-Display angesiedelt. Unterhalb des je nach Ausstattung 10,1 oder 11,6 Zoll großen Displays liegt, ebenfalls zum Fahrer orientiert, die Bedieneinheit der Klimatisierung. Darunter liegt eine große Bedieninsel in Black-Panel-Optik. Ein kompakten Shifter für die Wahl der Fahrstufen, die Start-Stop-Taste, der Warnblinkschalter und die Taste für Audi drive select sind hier bestens erreichbar untergebracht. Und, danke Audi, es gibt an dieser Stelle sogar einen echten Lautstärke-Drehregler. Aber keine Sorge, die Freunde der Touchbedienung kommen nicht zu kurz. Ergänzend haben die Designer nämlich fugenlose und weiß hinterleuchtete Touchflächen für weitere Funktionen untergebracht. Serienmäßig sind zwei – optional vier – USB-C-Buchsen verbaut.

Familientauglich

Ebenso familientauglich wie das Passagierabteil erweist sich der Kofferraum. Beim SUV beträgt das Volumen 520, beim Sportback 535 Liter. Werden die hinteren Lehnen – im Verhältnis 40:20:40 geteilt – vorgeklappt, stehen auf einer allerdings nicht ganz ebenen Fläche bei dachhoher Beladung 1.490 Liter (Sportback 1.460 Liter) zur Verfügung. Die Ladekante ist für Fahrzeugtypen dieser Art noch absolut in Ordnung. Das Be- und Entladen gelingt, ohne dass der Rücken zu sehr strapaziert wird. Im Alltag kann eine Anhängerkupplung manchmal ganz hilfreich sein. Die bietet Audi auch Wunsch an. Mit Quattro-Antrieb kann der Q4 e-tron dann bis zu 1,2 Tonnen, sonst 1.000 Kilogramm, ziehen. Die Stützlast, wichtig für den Transport von Fahrrädern, beträgt generell 75 Kilogramm.

Drei unterschiedliche Motorisierungen

Bei dem bereits anfangs erwähnten Einstiegsmodell mit 125 kW und einem Drehmoment von 310 Newtonmetern übernimmt eine permanent erregte Synchronmaschine an der Hinterachse den Antrieb. Für die SUV-Version gibt Audi einen WLTP-Verbrauch von 19,1 kWh an. Das soll für 341 Kilometer reichen. Der Sportback hat ziemlich ähnliche Werte. Im ebenfalls über die Hinterräder angetriebenen Q4 40 e-tron ist eine Batterie mit einer Kapazität von 77 kWh (brutto 82 kWh) verbaut. Zudem steigt die Leistung auf 150 kW (204 PS). Bis zu 520 Kilometer geben die Ingolstädter als maximale Reichweite an. Während beim 35 und 40 das Höchsttempo bei 160 Kilometern pro Stunde abgeregelt wird, liegt die Spitzengeschwindigkeit beim Topmodell Q4 50 e-tron Quattro bei 180. Und mit dem waren wir unterwegs, lackiert in Aurora-Violett. Der größere Akku versorgt in diesem Fall zwei E-Motoren mit einer Gesamtleistung von 220 kW (299 PS) und einem Drehmoment von 460 Nm mit Energie. Außer dem hinteren Antrieb, identisch mit dem im Q4 40 e-tron, ist hier noch ein 80 kW (109 PS) starkes E-Aggregat mit 162 Nm an der Vorderachse im Einsatz. Laut Datenblatt soll eine Reichweite von bis zu 497 Kilometern (beim SUV 488 Kilometer) machbar sein. Um das zu erreichen, muss der rechte Fuß aber schon sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Bei konstant Tempo 120 auf der Autobahn sind wir auf einen Verbrauch von 22,2 kWh gekommen. Damit sind rein rechnerisch bei voller Ausnutzung der Akkukapazität maximal 350 Kilometer machbar. Allerdings haben wir auf der Landstraße bei überwiegend Tempo 80 und vielen Ortsdurchfahrten mit Geschwindigkeitsbegrenzungen von 50 oder auch 30 Kilometern pro Stunde mit 18,5 kWh fast exakt den WLTP-Wert erreicht. Wer es eilig hat, der muss halt häufiger an die Ladesäule. Steht die Tachonadel häufiger auf der Marke 160 oder gar darüber, klettert der Strombedarf ganz schnell auf mehr als 27 kWh.

Laden mit Wechsel- oder Gleichstrom

Um die Batterien mit Strom zu versorgen haben alle Modelle des Q4 e-tron generell einen CCS-Ladeanschluss an Bord, um entweder Wechselstrom (AC) oder Gleichstrom (DC) zu laden Der Q4 35 e-tron kann mit bis zu 7,4 kW Leistung laden, die anderen Modelle mit bis zu elf kW. Unterwegs dient das serienmäßige Mode-3-Kabel zum Wechselstromladen an AC-Säulen. An den schnellen HPC-Säulen lädt der Q4 35 e-tron mit bis zu 100 alle anderen mit bis zu 125 kW. Das bedeutet, dass unter idealen Bedingungen in gut zehn Minuten Strom für etwa 130 Kilometer Strecke nachgeladen sind.

Thermomanagement für den Akku

Das Thermomanagement besteht aus zwei Kühlmittelkreisläufen. Der eine von ihnen temperiert die E-Maschinen, ihre Leistungselektronik, das Onboard-Ladegerät und den DC/DC-Wandler, der das Zwölf-Volt-Bordnetz an das Hochvoltsystem ankoppelt. Mit diesem Mitteltemperaturkreislauf ist ein Niedertemperaturkreis verbunden, der ausschließlich die Traktionsbatterie versorgt. Das Kühlmedium – eine Wasser-Glykol-Mischung – durchströmt die Kanäle in der Bodenplatte und temperiert die Zellräume somit von unten. Bei niedrigen Außentemperaturen sorgt ein Hochvoltheizer dafür, dass sich das Kühlmittel rasch erwärmt.

Das Thermomanagement zielt darauf ab, die Batterie nach dem Start schnell in den idealen Temperaturbereich von etwa 30 Grad Celsius zu bringen und dort bis zum Fahrtende zu halten. Dank der stabilen thermischen Verhältnisse lässt sich die Batterie an einer HPC-Ladesäule mit hoher Leistung laden. Das aufwändige Thermomanagement verschafft der Batterie eine hohe Lebensdauer – Audi gewährleistet, dass sie nach acht Jahren im Betrieb oder 160.000 Kilometer Fahrstrecke noch mindestens 70 Prozent Kapazität aufweist.

Vielfältige Rekuperation

Gut gelöst sind die unterschiedlichen Arten der Rekuperation. Generell lässt sich das über das MMI-System einstellen. In Verbindung mit dem prädiktiven Effizienzassistenten erkennt das Auto im Vorfeld beispielsweise, ob ein Tempolimit kommt. Automatisch wird dann Geschwindigkeit abgebaut oder sogar spürbar in die Schubrekuperation gewechselt.

Sobald in der Stufe D das Fahrpedal freigeben wird, wechselt der Antrieb in den Segelmodus. Beide E-Maschinen – beziehungsweise die hintere bei den Modellen mit Heckantrieb – laufen dann frei mit. Das spart Energie.

Ganz einfach lässt sich zudem bei Bedarf die Energierückgewinnung mit einem Handgriff erhöhen. Beim Wechsel der Fahrstufe von D auf B wird das Tempo relativ stark zurückgenommen, sobald der rechte Fuß vom Pedal geht – allerdings nicht bis zum zum kompletten Stillstand. Beim Stop-and-go-Verkehr in der Stadt oder im Stau ist das ideal. Auf der Landstraße bietet sich eher der Einsatz der optionalen Lenkradwippen an. Dann lassen sich in der Stufe D zusätzlich nochmal drei unterschiedlich starke Rekuperationsstufen manuell wählen.

Sound von Sonos

Einen echt starken Sound liefert das System von Sonos. Die US-amerikanische Hi-Fi-Marke ist neuer und exklusiver Partner von Audi. Die Signale des Systems werden auf zehn Lautsprecher verteilt. Die vier Hochtonlautsprecher und der Centerspeaker werden dabei von einem Verstärker angesteuert. Für die ebenfalls vier Tieftonlautsprecher und den Subwoofer im Gepäckraum ist ein separater Achtkanal-Booster zuständig. Beide Verstärker bieten zusammen 580 Watt Leistung. Generell ist das Infotainmentangebot in drei Stufen verfügbar. Dabei dient der leistungsfähige MIB 3, die Schaltzentrale für Medien, Telefonie und Navigation, immer als technisches Rückgrat. Schon das serienmäßige System MMI Basis bringt einen DAB+-Tuner und das MMI touch-Display mit 10,1 Zoll Größe mit. Schon das ist ein durchaus ordentliches Angebot.

Ein Frontradar, eine Frontkamera, vier Umfeldkameras, zwei Heckradare und acht Ultraschallsensoren: In der Vollausstattung, die im Testwagen verbaut war, deckt die Sensorik des Q4 e-tron ein großes Messfeld und zahlreiche Verkehrssituationen ab. Wichtige Fahrerassistenzsysteme wie beispielsweise der Spurverlassenswarner, das Sicherheitssystem Pre Sense Front oder der Abbiegeassistent sind Serie, die optionalen Systeme sind in vier Pakete aufgeteilt.

Überzeugender Fahrkomfort

In Sachen Fahrkomfort und Handling überzeugt der Q4 e-tron Sportback in jeder Hinsicht. Wirklich flott gefahrene Kurven nimmt der kompakte Elektrowagen absolut problemlos. Das Einlenkverhalten ist bestens, Wankbewegungen gibt es so gut wie gar nicht. Über schlechte Wegstücke rollt der Q4 e-tron leicht und locker hinweg. Und der kleine Wendekreis – beim Heckantrieb 10,20 Meter – erleichtert das Ein- und Ausparken. Antritt und Durchzug sind naturgemäß über jede Kritik erhaben. Einerlei bei welchem Tempo, die Geräuschkulisse im Innenraum bleibt niedrig, selbst der Fahrtwind macht sich kaum bemerkbar.

Mit einem Preis von 41.900 bzw. 43.900 Euro, abzüglich der Förderung von 9.000 Euro ist der Q4 e-tron ein ziemlich attraktives Angebot. Doch der Wettbewerb hat mit Volvo XC40 Recharge, Ford Mustang Mach e, VW ID.4, Skoda Enyaq oder auch Ioniq5 inzwischen ebenfalls eine Menge zu bieten.

 

Kommentare anzeigen

  • Hi,
    die angegebenen Informationen mögen ja alle stimmen, nur gebe ich mehrere Angelegenheiten zu bedenken:

    1. Lieferzeit ca. 1 Jahr
    2. Ein von mir konfiguriertes Modell für 62 000€ hat hinten Trommelbremen! Mit der Konsequenz, dass die Bremswerte schlechter sind als beim ID4
    3. Die Software, die ich ausführlich testen konnte, entspricht dem Entwicklungsstand von 2018/19, bei der Auslieferung in 22 wäre das System uralt!

    So nicht Audi!

    • Tja, die Lieferzeiten sind derzeit bei allen Herstellern ein großes Problem. Trommelbremsen hat auch der ID.4, meines Wissens nach eine Konzernentscheidung für die E-Autos in der Kompaktklasse. Und Software - da stimme ich voll zu. Die ist ohnehin ein Problem. Und wie bei jedem Computer quasi schon am Tag nach dem ersten Einsatz veraltet. Auch das allerdings gilt für alle Hersteller - vor allem auch aufgrund der Lieferzeiten.
      Beste Grüße

Veröffentlicht von
Wolfgang Schäffer

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