Audi hat den Schleier endgültig gelüftet. Nach diversen Blicken auf Produktion, Design, e-Sound und sogar einer ersten Testfahrt im getarnten Prototypen wurde nun die Serienversionen des e-tron GT und des RS e-tron GT präsentiert.
Mit e-tron GT und RS e-tron GT bietet Audi zwei Versionen einer rein elektrisch angetriebenen Sportcoupé mit vier Türen und Allradantrieb an. Der Gran Turismo basiert technisch auf dem Porsche Taycan und ist in den Leistungsstufen mit 350 kW oder 440 kW, was 476 beziehungsweise 598 PS entspricht, zu haben. In beiden Modellen kann die Hochvolt-Batterie netto 86 kWh Energie speichern (brutto 93 kWh).
e-tron GT und RS e-tron GT unterscheiden sich vor allem durch das Leistungsangebot. Im e-tron GT erzielt der vordere Elektromotor 175 kW (238 PS) und der hintere 320 kW (435 PS). Beide E-Maschinen halten Reserven für extreme Fahrsituationen bereit, deshalb übertrifft die Summe ihrer Einzelleistungen die Gesamtleistung des Antriebs von 350 kW (476 PS) deutlich. Im Boost per Launch Control stehen für 2,5 Sekunden bis zu 390 kW (530 PS) bereit. Das Gesamtdrehmoment beträgt 630 Nm.
Beim RS e-tron GT gibt die E-Maschine an der Vorderachse ebenfalls 175 kW (238 PS) ab, während der Motor im Heck 335 kW (456 PS) leistet. Die Gesamtleistung beträgt 440 kW (598 PS), das Gesamtdrehmoment 830 Nm. Im Boost erhöht sich die Leistung kurzzeitig auf 475 kW (646 PS). An beiden Achsen bilden die E-Maschine, ihre Leistungselektronik und das Getriebe einen kompakten Block. Der hintere Elektromotor schickt seine Momente auf ein Zweiganggetriebe. Der kurz übersetzte erste Gang sorgt für fulminante Beschleunigung beim Anfahren mit der Launch Control und dem damit verbundenen Boost. Wenn der Fahrer darauf verzichtet, fährt der e-tron GT im zweiten Gang an. Der e-tron GT beschleunigt in 4,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, das RS-Modell in 3,3 Sekunden (jeweils im Boost). Der Topspeed beträgt 245 beziehungsweise 250 Kilometer pro Stunde (abgeregelt).
Beide Varianten fahren in der Regel mit elektrischem Allradantrieb, nur der Modus „efficiency“ des Fahrdynamiksystems Audi drive select priorisiert den Frontantrieb. Der elektrische Allradantrieb regelt die Verteilung der Antriebsmomente zwischen den Achsen permanent und vollvariabel im Takt von wenigen Tausendstelsekunden. Bei Testfahrten mit dem Prototypen eines RS e-tron GT konnte das elektrisch angetriebene Sportcoupé sowohl beim vehementen Antrieb als auch bei Zwischensprints überzeugen. Das sollte mit dem Serienmodell kaum anders sein.
Im NEFZ-Zyklus verbraucht der Audi e-tron GT quattro durchschnittlich 19,6 – 18,8 kWh Energie pro 100 Kilometer, beim RS-Modell sind es 20,2 – 19,3 kWh. Daraus ergeben sich durchschnittliche Reichweiten von bis zu 488 beziehungsweise 472 Kilometer. Das sind laut Audi noch WLTP-Prognosewerte. Bei beiden Modellen kann die Hochvolt-Batterie netto 86 kWh Energie speichern (brutto 93 kWh). Sie integriert 33 Zellmodule, von denen jedes zwölf Pouch-Zellen mit flexibler Außenhaut umfasst. 30 Module bilden die untere Ebene. Der obere „Floor“ der Batterie birgt drei weitere Module, die unter den Fondsitzen liegen. Die Systemspannung von 800 Volt ermöglicht eine hohe Dauerleistung und verkürzt die Ladedauer.
Vier separate Kühlkreisläufe temperieren die Hochvolt-Komponenten und den Innenraum, jeder auf einem eigenen Temperaturniveau. Sie lassen sich je nach Bedarf flexibel miteinander verschalten. Wenn der Fahrer mehrfach hintereinander hohe Leistung abfordert, koppeln Ventile den Kühlkreislauf der Batterie an den Kältemittelkreis der Klimaanlage an – die intensive Kühlung hält die Performance des Antriebs auf konstant hohem Niveau. Auch beim schnellen Gleichstrom-Laden, das die Batterie bis auf 50 Grad Celsius erwärmen kann, hilft der Kältemittelkreis beim Kühlen. Die Ladeklappen des Gran Turismo liegen hinter den Vorderrädern. Auf beiden Seiten gibt es Anschlüsse für Wechselstrom (AC), rechts liegt zudem ein Anschluss für Gleichstrom (DC).
Der Audi e-tron GT wird mit zwei Ladekabeln ausgeliefert – einem Mode 3-Kabel für öffentliche Säulen und dem Ladesystem kompakt für die Garage. Serienmäßig kann mit elf kW Leistung Wechselstrom geladen werden. Eine leere Batterie ist über Nacht wieder gefüllt. Kurz nach dem Marktstart folgt ein Ladegerät für 22 kW Leistung als Option. An einer ausreichend starken Gleichstrom-Säule erzielt der elektrische Gran Turismo in der Spitze bis zu 270 kW Ladeleistung. Damit kann er in gut fünf Minuten Energie für bis zu 100 Kilometer Strecke nachladen. Eine Ladung von fünf auf 80 Prozent dauert unter idealen Bedingungen weniger als 23 Minuten.
In Europa können die Kunden den Audi-eigenen Ladedienst e-tron Charging Service nutzen, der aktuell etwa 200.000 öffentliche Ladepunkte umfasst. Eine Karte erlaubt den Zugang zu ihnen. Audi-Kunden bezahlen in 26 Ländern landesweit einen einheitlichen Tarif. Im europaweiten Schnelllade-Netzwerk von Ionity profitieren sie von günstigen Konditionen. Im ersten Jahr übernimmt Audi die Grundgebühr für den Transit Tarif, der einen reduzierten Strompreis beinhaltet. Eine Plug & Charge-Funktion wie beim Porsche Taycan, die das Laden und Bezahlen ohne Karte oder App ermöglicht, gibt es vorerst nicht.
Der e-tron GT hat Abmessungen im klassischen Gran-Turismo-Maß: Bei einem Radstand von 2,90 Metern beträgt seine Länge 4,99 Meter, die Breite 1,96 Meter, die Höhe jedoch nur 1,41 Meter. Die lange Haube und das kurze Heck erlauben kurze Überhänge sowohl vorne als auch hinten. Das Kühlergitter ist erstmals bei Audi in Wagenfarbe lackiert, eine schwarze Maske fasst den Grill und die seitlichen Lufteinlässe ein. Der Singleframe verbirgt beim e-tron GT einen Großteil der Sensorik. Nur in den unteren der sechs Ecken gibt es offene Partien für die Luftzufuhr. Die Fronthaube wird auf beiden Seiten von kraftvoll gewölbten Kotflügeln eingefasst.
Ebenso muskulös ausgeprägt sind die Karosserieschultern im hinteren Bereich. In Kombination mit dem tiefem Schwerpunkt im Grundkörper sowie der kräftigen Taillierung des Mittelwagens wollen die Designer damit den quattro-Antrieb besonders betonen. Am Heck verbindet ein flaches Lichtband die grafisch sehr schön gestalteten Leuchten miteinander. Ein optisch abgesetzter Diffusor und der Spoiler mit integrierter Abrisskante runden optisch den sportlichen Auftritt ab. Auf Wunsch liefert Audi die Gehäuse der Außenspiegel und das komplette Dach in kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK). Serienmäßig besteht das Dach aus wärmedämmendem Glas. Derzeit ist die Designabteilung dabei, die Folierung des Prototypen für einen optionalen Serieneinsatz vorzubereiten.
Diese außergewöhnliche Idee passt gut dazu, dass Audis Designabteilung das Serienfahrzeug im Vergleich zum erstmals auf der Los Angeles Motor Show 2019 gezeigten Showcar bis auf kleine Details kaum verändert hat.
Bei der Bezeichnung Gran Turismo ist zu erwarten, dass zumindest vier Personen recht bequem reisen können. Das trifft auf den e-tron GT zu. Hinten können Personen mit einer Körpergröße von 1,85 Metern noch recht bequem sitzen. Wie beim Porsche Taycan bietet die Fußgarage, eine Aussparung im Boden, zusätzlichen Raum für die Füße. Vorne ist deutlich die Fokussierung auf den Fahrer zu erkennen. Der zentrale Armaturenträger ist leicht nach links geneigt. Das Display des Audi virtual cockpit plus steht frei, während der MMI touch-Monitor in eine schwarze Klavierlack-Blende eingelassen ist. Fahrer und Beifahrer sitzen sportlich tief, durch eine breite Mittelkonsole voneinander getrennt. Der kompakte Wählschalter für die Fahrstufen liegt auf der Konsole des Tunnels. Die vorderen Sitze stehen in drei Versionen zur Wahl.
Die Sportsitze mit elektrischer Achtwege-Einstellung, Halt gebenden Seitenwangen und Bezügen aus Kunstleder/Perlnappa sind Serie im e-tron GT quattro. Der RS e-tron GT hat die Sportsitze plus mit 14 Wege-Einstellung und Sitzheizung an Bord. Optional gibt es für beide Modelle die Sportsitze plus mit 18 Wege-Einstellung, pneumatisch einstellbaren Seitenwangen, Belüftung und (auf Wunsch) mit Massagefunktion. Um die Nachhaltigkeit zu betonen, werden auch zwei lederfreien Ausstattungen angeboten. Das Kofferraumvolumen beträgt 405 Liter (350 Liter wenn ein Subwoofer installiert ist) und kann bei umgelegten hinteren Lehnen (40:20:40) deutlich erweitert werden. Genaue Angaben dazu gibt es von Audi bisher nicht. Unter der vorderen Haube gibt es zudem ein Fach, dass 85 Liter fasst.
Der e-tron GT wird zu einem Grundpreis von 99.800 Euro, der RS e-tron GT ab 138.200 Euro angeboten. Matrix LED-Scheinwerfer sind Serie beim RS e-tron GT, beim e-tron GT optional erhältlich. Auf Wunsch gibt es für beide Modelle Matrix LED-Scheinwerfer mit Audi Laserlicht, damit wird die Reichweite des Fernlichts verdoppelt. Serie in beiden Modellen ist die Medienzentrale MMI Navigation plus. Sie unterstützt den schnellen Übertragungsstandard LTE Advanced und integriert einen WLAN-Hotspot. Die Audi phone box, in zwei Versionen erhältlich, koppelt Smartphones an die Autoantenne und lädt sie induktiv.
Alltags-Sportler Fahrspaß in Reinkultur, dazu eine hohe Alltagstauglichkeit – leider aber auch Verbrauchswerte, die es…
Erstmals mit Heckantrieb Porsche erweitert die Baureihe des elektrischen Macan um zwei weitere auf jetzt…
Lediglich elektrifiziert Die Cupra-DNA ist unverkennbar. Auch dem Terramar, neuestes Modell der spanischen Seat-Tochter, haben…
Elektro-Löwe Der Peugeot 5008 fährt jetzt auch rein elektrisch. Für das siebensitzige SUV stehen drei…