50 Jahre VW Passat, 50 Jahre Erfolg. Daran dürfte sich auch in der jetzt anrollenden neunten Generation kaum etwas ändern. Denn der Bestseller ist nicht nur nach wie vor ein praktischer Familienbegleiter sowie ein beliebter Dienstwagen. Die Neuauflage ist zudem zwar weiter in der Mittelklasse zu Hause, bringt aber durchaus Flair der Oberklasse mit.
Es ist die neunte und nach dem derzeitigen Stand der Dinge auch die letzte Generation des Passat, die jetzt zu den Händlern kommt. Für diese Abschiedsvorstellung haben sich Entwickler und Techniker nochmal kräftig ins Zeug gelegt. Erstmals war es eine Gemeinschaftsarbeit von Volkswagen und der Konzerntochter Skoda, aus der nun Passat Variant und Superb Kombi entstanden sind. Ein extrem fruchtbares und harmonisches Zusammenwirken, wie aus internen Kreisen zu hören ist.
Das Ergebnis kann sich tatsächlich mehr als sehen lassen. Das gilt für die Optik ebenso wie für das Platzangebot, den Fahrkomfort und die breit aufgestellte Motorenpalette. Es gibt nämlich Benziner, Diesel, Mild-Hybride und Plug-in-Hybride. Letztere – wie schon im VW Tiguan (vorgestellt in der Guten Fahrt Heft 2) – mit einer elektrischen Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Und wer es komplett elektrisch haben möchte, der entscheidet sich halt für den VW ID.7 Tourer. Wobei Volkswagen nachdrücklich darauf hinweist, dass der Passat keinesfalls ein Verbrenner-Ableger des neuen Elektro-Flaggschiffs der Marke sei.
Tja, es ist nicht so einfach, wo anfangen und wo aufhören mit den vielen Eindrücken, die der neue Passat hinterlassen hat. Fangen wir doch mal mit den deutlich gewachsenen Abmessungen und den damit einhergehenden vergrößerten Platzverhältnissen im Innenraum an. Mit einer Länge von jetzt 4,92 Metern benötigt der Kombi jetzt satte 15 Zentimeter mehr Platz in der Parkbucht oder der – dann möglicherweise zu kleinen – heimischen Garage. Ein Wachstum, das jedoch in Kombination mit dem 2,84 Meter langen Radstand den Passagieren auf der Rückbank stolze fünf Zentimeter mehr Beinfreiheit beschert.
Außerdem wirkt sich die neue Größe positiv aufs Kofferraumvolumen aus. Mit einem Plus von 40 Litern bietet der Passat jetzt 690 Liter, dass bei den asymmetrisch umlegbaren hinteren Lehnen auf bis zu 1.920 Liter erweitert werden kann. Bisher waren es 1.780 Liter. Das Umklappen kann einfach per Zughebel vom Laderaum aus erfolgen.Schon in der Vergangenheit war der Passat alles andere als geizig, wenn’s ums Platzangebot ging. Doch die neunte Generation spielte hier eindeutig in einer anderen Liga.
Das gilt ebenfalls für den Innenraum, der erkennbar an Qualität gewonnen hat. Viele der eingesetzten Materialen hinterlassen einen hochwertigen Eindruck. Neue Ergo-Active-Sitze – serienmäßig in den Ausstattungsvarianten Business, Elegance und R-Line – sind auf den beide vorderen Plätzen verbaut. Lordosen-Einstellung und pneumatische Drei-Kammer-Massage in den Lehnen sind inklusive. Wer sich für die Top-Version Ergo-Active-Plus entscheidet, hat den Komfort einer elektrischen 14-Wege-Einstellung sowie einer Zehn-Kammer-Druckpunktmassage in der Sitzlehne sowie einer aktiven Klimatisierungsfunktion (Sitzheizung plus Sitzlüftung).
Die Vordersitze in Leder verfügen dann über eine automatische Sitzklimatisierung. Dabei können Fahrer und Beifahrer neben individuellen Modi unter anderem einen Automatikmodus aktivieren; die Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren der Sitze erkennen den Kühl- und/oder Heizbedarf und regeln die Klimatisierung entsprechend. Das hat ebenso Oberklasse-Niveau wie die komfortable Polsterung und der Seitenhalt. Wir durften auf den ersten gefahrenen Kilometern mit dem Passat die Top-Sitze genießen und waren sehr angetan.
Ausgerüstet ist der Passat außerdem mit einer neu entwickelten Cockpit-Architektur. Die zentralen Elemente bilden dabei das 10,25 Zoll große „Digital Cockpit Pro“ und ein Infotainmentsystem der neusten Generation. Für das digitale Cockpit stehen vier unterschiedliche Grafiken zur Verfügung, die je nach individueller Vorliebe gewählt werden können.
Das in der Basis 12,9 Zoll große Touchdisplay des Systems steht optisch frei. Viele Einstellungen des Passat können zudem über eine natürliche Sprachbedienung gesteuert werden. Wie schon beim neuen Tiguan ist auch beim Passat „ChatGPT“ integriert. Die künstliche Intelligenz, die Fragen aus allen erdenklichen Wissensgebieten beantworten können soll, wird etwas später als Update verfügbar sein.
Sowohl Klimaautomatik als auch Lautstärke lassen sich außer über die Sprachsteuerung oder das Multifunktionslenkrad über die so genannten Touchslider unterhalb des Infotainmentdisplays steuern. Während der Fahrt kann die Bedienung der Slider allerdings vom Verkehrsgeschehen ablenken. Also lieber Finger weg davon.
Zum Losfahren werden die Finger dann jedoch benötigt, um den Wählhebel der Getriebeschaltung auf D oder R zu drehen. Wie bei den ID-Modellen erfolgt das jetzt über einen – haptisch leider nicht gelungenen – Lenkstockhebel rechts am Lenkrad. Auf der linken Seite ist ein neuer, multifunktionaler Lenkstockhebel für die Blinker- und Scheibenwischerfunktionen angesiedelt. Ungewohnt, aber vermutlich geht das Bedienen nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über.
Wir hatten bereits die Möglichkeit, einige der zum Markstart verfügbaren Motoren zu fahren. Und auch mit dem stärksten Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 200 kW (272 PS), der allerdings erst später kommen wird, haben wir einige Kilometer absolviert. Auch wenn interessierte Kunden sich bei den beiden eHybrid-Versionen noch in Geduld üben müssen, soll hier an erster Stelle darüber berichtet werden. Das System besteht aus einem 1,5 Liter TSI, der erstmals 130 kW (177 PS) leistet. In Verbindung mit der im Peak 85 kW (115 PS) starken E-Maschine kommt das Top-Modell des eHybrid auf eine Systemleistung v on 200 kW (272 PS).
Im neuen Passat eHybrid, die zweite Version erreicht eine Systemleistung von 150 kW (204 PS), kommt ein weiterentwickeltes Hybridgetriebe zum Einsatz. In dieses spezielle Sechsgang-DSG ist die E-Maschine integriert. Um die elektrische Reichweite von bisher maximal 57 auf nun etwa 100 Kilometern zu vergrößern, setzt VW eine neue Hochvoltbatterie ein. Hatte der zuvor verbaute Akku einen Netto-Energiegehalt von 10,6 kWh, sind es nun 19,7 kWh. Doch nicht nur das. Bestückt ist die Batterie mit einer neuen Zelltechnologie sowie einer externen Flüssigkeitskühlung.
Geladen werden kann entweder an einer Wallbox mit bis zu elf kW – bisher waren es lediglich 3,6 kW. Während hier etwa 2,45 Stunden eingeplant werden müssen, um die komplett leere Batterie wieder zu 100 Prozent mit neuer Energie zu versorgen, dauert es an einer DC-Schnellladesäule etwas mehr als 20 Minuten, um den Ladestand von zehn auf 80 Prozent zu bringen. Der Akku kann hier mit bis zu 50 kW Strom aufnehmen.
Positiv auf die Fahrperformance wirkt sich aus, dass die Lithium-Ionen-Batterie vor der Hinterachse positioniert ist. Benziner, E-Maschine samt Getriebe liegen vorn. Damit wird eine ausgewogene Gewichtsverteilung erzielt. Das zahlt sich beim zügigen Fahren auf kurvenreicher Landstraße aus. Der über die Vorderräder angetriebene Passat Variant lässt sich trotz seines Größenwachstums auch dank einer direkt reagierenden Lenkung geradezu spielerisch um die Ecken lenken.
In Verbindung mit dem Leistungspotenzial mutiert der Familienwagen so zum Sport-Kombi. Der Komfort geht dabei aber keineswegs verloren. Bodenwellen, Querrippen oder andere Unebenheiten auf der Straße werden souverän passiert, ohne dass die Passagiere von Stößen oder Schlägen belästigt werden.
Diese Qualität bringen auch Diesel und Benziner mit, die je nach Stärke des Antriebs mit Front- oder Allradantrieb ausgestattet sind. Erstmals kommt im Passat dabei ein Mild-Hybrid zum Einsatz. Der 1,5 eTSI Liter mit 110 kW (204 PS) ist mit einer 48V-Lithium-Ionen-Batterie und einen 48-Volt-Riemen-Startergenerator gekoppelt. Das System wirkt wie ein elektrischer Booster, was eine richtig gute Anfahrperformance zur Folge hat. Das macht sich bei jedem Antritt spürbar bemerkbar. Der so motorisierte Passat kommt zügig aus dem Startloch. Anders als beim Plug-in-Hybrid ist der Motor hier mit einer Zylinderabschaltung ausgestattet.
Die 48-Volt-Technologie ermöglicht kurzfristig rein elektrisches Fahren und das so genannte Segeln, wenn der Fuß vom Gaspedal geht und der Wagen ausrollt. Den Plug-in-Hybrid haben wir tatsächlich fast ausschließlich rein elektrisch bewegt. Lediglich bei kurvenreichen Steigungsstrecken mit starker Beschleunigung aus den Kehren heraus schaltete sich der Verbrenner zu. So blieb der Benzinverbrauch bei bescheidenen 3,3 Litern. Der Bordcomputer des Mild-Hybrid hingegen zeigte bei ebenfalls zügiger Fahrt 7,6 Liter an.
Schon dieses Aggregat hinterlässt einen guten Eindruck. Äußerst positiv ist zudem die Weiterentwicklung des Diesels. Mit technischen Maßnahmen ist es gelungen, dem Selbstzünder einen Großteil seiner einer Zeitlang vermissten Durchzugsstärke bei niedrigen Drehzahlen wieder einzuverleiben. Die vorgeschriebenen Grenzen des Schadstoffausstoßes werden dabei selbstverständlich eingehalten. Außerdem arbeitet die Maschine, wir warten unterwegs mit dem 110 kW (150 PS) starken 2.0 TDI, extrem leise. Die Arbeitsgeräusche des Triebwerks sind im Innenraum so gut wie gar nicht mehr wahrzunehmen. Grund dafür ist vor allem eine verbesserte Dämmung des Motorraums. Und der Verbrauch? 5,8 Liter bei keinesfalls zurückhaltendem Gasfuß können sich mehr als sehen lassen. Bei moderater Fahrweise kann durchaus die Vier vor dem Komma stehen.
Optisch ist die neunte Generation des Passat unter anderem an der neu gestalteten Front zu erkennen. Die schmal gezeichneten LED-Scheinwerfer – auf Wunsch auch Matrix-Technologie – sind im Kühlergrill mit einer LED-Lichtleiste verbunden. Die Motorhaube steigt nach außen an, betont so die Kotflügel. In denen rollen bis zu 19 Zoll große Räder. In der Seitenansicht fallen die stärker nach vorn geneigten D-Säulen sowie der große Dachkantenspoiler auf.
Schließlich dürfte auch eine reichhaltige Auswahl an Assistenzsystemen – viele davon in Serie – ebenfalls dazu beitragen, dass der Erfolgsweg des Passat noch lange nicht zu Ende ist. Familien und Geschäftskunden werden es zu schätzen wissen, das VW dem praktischen Alltagsauto ein gewisses Oberklassen-Flair eingehaucht hat.
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